Kurz & Klein
Zum Sommer hin ist man für ein wenig Neo-Hippie-Stoff ja meist empfanglicher als in der kalten Jahreszeit und so treffen vier Stockholmer, die sich zusammen The Works nennen, mit ihrem gleichnamigen Debütalbum (Subliminal Sounds/Broken Silence) bei uns zunächst auf offene Ohren: Aus jeder Menge Sixties Psychedelia, ein bißchen Beatles aus der Revolver-Phase (der Opener ihres Albums klingt wie ein mit moderner Studiotechnik umgesetztes „Tomorrow Never Knows“) ein bißchen Who, ein bißchen frühe Pink Floyd und so weiter haben die sich ihre eigene Mittsommernachts-Hippie-Nostalgie gebastelt – schade nur, daß ihnen zur Albummitte hin die tragfähigen Songideen ausgehen – ein paar Joints weniger und ein paar Kompositionsstunden an der Stockholm School Of Music mehr hätten hier viel ausmachen können.
Auf durchaus dünnes Eis begibt sich Alanis Morissette mit ihrem neuesten Projekt: Statt mit einem komplett neuen Album aufzuwarten, kommt sie uns erstmal mit einer kompletten Neueinspielung ihres 1995er Erfolgsalbums jagged little Pill, aber-unplugged! (LP Accoustic (Maverick/Warner) heißt das dann, und es ruft zwangsläufig Stimmen auf den Plan, die das Unterfangen als Eingeständnis einer kreativen Krise werten. Nun ist auch eine Acoustic-Aufnahmesitzung bei Frau Morissette nicht wirklich eine LoFi-Angelegenheit. Was wir hier bekommen, ist eher eine klangtechnisch auf Hochglanz polierte Low-Fat-Version des Bestsellers. Am Songmaterial gibt es hier entsprechend wenig zu kritteln – manche der Stücke profitieren dabei vom schlankeren Soundgewand (etwa „You Learn“, das hier eine untergründige Funkyness bekommt), anderen, besonders dem einstigen Smash-Hit „You Oughta Know“, fehlt so einfach die wütende Explosivität, die im Original ihren Reiz ausmachte.
Die Wiener Sängerin und Songschreiberin Pina Kollars, die in Irland lebt und arbeitet und sich schlicht Pina nennt, durfte vor drei Jahren auf Peter Gabriels RealWorld-Label ihr Debüt veröffentlichen – was durchaus eine Referenz darstellt. Jetzt kommt sie mit ihrem Zweitling Guess You Got It (Pre Records/EMI/Capitol) und hat bodenständige Songs mit Country-, Gospel- und Folk-Flair und solider Blues-Erdung zu bieten. Das ist bestimmt nicht bewußt auf die Norah-Jones-Klientel hin produziert, könnte in dieser Ecke allerdings dennoch einige Freunde finden. Allerdings dürfte Frau Kollars‘ Sangesorgan, eine Art Country-Version der Annett-Louisan-Stimme, manchen potentiellen Hörer verstören…
Es ist immer so’ne Sache, wenn sich eine Band nach einem fremden Klassiker benennt. Das lenkt die Hörerwartungen automatisch in bestimmte – und manchmal falsche -Richtungen. So klingen zum Beispiel Fear Of Music mitnichten nach den Talking Heads, bestenfalls hat ihr Sänger Ali Ismaail diesen gewissen Psychokiller-Drall in der Stimme mit Oberhead David Byrne gemein – ansonsten geht’s hierum zeitgemäßen Neo-Wave irgendwo im doch relativ weiten Feld der angesaggen Britenbands zwischen Kasabian und den Futureheads. Etwas Garage, etwas Elektronik, etwas Kunstrock – die EP Fear Of Music (Blow Out/Hausmusik/Indigo) macht noch nicht endgültig klar, wo bei dem Quartett die Reise hingehen wird. Angeblich begeistern sich Mitglieder von Radiohead und den Manie Street Preachers bereits für die Band aus Manchester. Immerhin haben drei („Hey Princess“, „The Waltz“, „Millions Screaming“ ) der insgesamt sechs Songs die Klasse, die es braucht, um die Band als Hoffnungsträger einzuordnen.
Brendan Canty von Fugazi hat das Debütalbum der Medications, your favorite people all in one place (Southern/Alive), produziert – schroffer, aber gleichzeitig sehr lebendiger Indierock mit sehr abwechslungsreichen Songs, getrieben von einem leicht hyperaktiven Drummer und mit so vielen tricky Breaks, daß er schon fast progrockige Züge annimmt.
Wir sind Helden mit etwas weniger Ecken und Kanten, dafür deutlich schlagerhafteren Melodien und unverbindlicheren Texten – was wie ein feuchter Majorlabel-MarketingChef-Traum klingt, hört sich in der Realität auf die Dauer ziemlich öde an – auch wenn die vier von Superleutnant in Wahrheit ohne Major-Label auskommen müssen und die Songs auf ihrem Debütalbum gib her (SaphirMusik/Edel) sicher gut und ehrlich meinen.
Mitbeatleskem Indiepop versucht uns Alan Gregg, Ex-Bassist der neuseeländischen Band The Mutton Birds, den Sommer zu versüßen. Das könnte sogar ein Weilchen gelingen, denn Gregg, der sein Soloprojekt und auch dessen erstes Album in eigenwilliger Orthographie Marshmallow (StormMusic/Broken Silence) nennt, hat ein Händchen für ohrschmeichlerische Melodien und feine, verträumte Arrangements. Aber nächstes Jahr haben wir das alles dann doch wieder vergessen.
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