Joshua Redman – SJ Jazz Collective

Als Rausschmeißer gibt es hier eine wilde Schlachtplatte. Dann purzeln in „March Madness“ prominente Klassik-Initialen von einer Rossini-Ouvertüre bis hin zu Mendelssohns Hochzeitsmarsch überund durcheinander, werden sie getragen von einem klassischen Walking-Baß und infiziert vom Sound einer New-Orleans-Marching-Band, die hier kräftig aus dem Takt geraten ist. Und weil sich Gegensätze gerne anziehen, eröffnet Joshua Redmans SF Jazz Collective sein Live-Album mit zunächst wärmenden Bläser-Harmonien aus dem Reich des Cool Jazz. Worauf afrikanische Rhythmen hineingestreut werden, aus denen sich ein telepathischer, aber doch stets luftiger Fusion-Dialog zwischen den acht Spitzenkräften entwickelt. Auch in der 2001, in San Francisco mitgeschnittenen Premiere seiner neuen Band feat. Nicholas Payton (Trompete) und Bobby Hutcherson (Vibes) zeigt Redman, was für ein Saxophonist der tausend Gesichter und Spielarten er ist (übrigens ist zeitgleich das nicht weniger abenteuerliche Studioalbum Momentum mit Coverversionen von u.a. Led Zeppelin und Sheryl Crow erschienen). Bei aller Offenheit, mit der Redman das Image des Jazz in den letzten Jahren immer wieder auffrischen konnte, schafft er es auch hier, die genaue Balance aus Kopflastigkeit und Bauchgefühl herzustellen. Selbst dann, wenn er zwischen den sieben Kompositionen drei Stücke von Ornette Coleman einbaut. Mit „Peace“, „When Will The Blues Leave“ und „Una Muy Bonita“, in denen es aber nicht um verwegen inszenierte Harmonien und Modulationen geht. Vielmehr steckt in jedem einzelnen Stück soviel Blackness, soviel Swing- bis Bop-Tradition und vor allem so viel Saft und Groove, daß man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Bei dieser kreativen Zeitreise zurück und wieder nach vorne.

>>>www.Joshuaredman.com