Wayne Shorter – Beyond The Sound Barrier

Im wievielten Frühling sich Wayne Shorter befindet, ist kaum zu rekonstruieren. Daß aber unter jeder seiner Saxophon-Klappen immer noch ein Feuer brennt, das den legendären Ton dieses charismatischen Stilisten am Sopran und am Tenor ausmacht, zeigte Shorter zwischen 2002 und 2004. Als er mit seinem Quartett auf drei Kontinenten Konzerte gab, die in Ausschnitten jetzt auf dem Live-Album Beyond The Sound Barrier vorliegen. Acht alte und neue Kompositionen sind da zu hören. Aberwas heißt hier schon hören? Wenn Shorter seine expressive Klarheit mit der Meditationspower von John Coltrane und der Sonorität von Coleman Hawkins kombiniert, wird jeder Track zum Erlebnis. Mit telepathischen Energien nimmt das Quartett jedes noch so schroffe Bop-Gestein mit einer geradezu unverschämten Leichtigkeit. Die rock-jazzigen Zwiegespräche geraten elegant und groovend, dann wieder kaleidoskopartig, scharf und explosiv. Besonders im Titeltrack, in dem die Musiker ständig die Richtung ändern. Danilo Perez stanzt in seine Klaviertastatur heftige Akkord-Gebilde hinein, während Brian Blade am Schlagzeug und Bassist John Patitucci auf wuchtige Expressivität setzen. Daraus entwickelt Shorter nicht nur hier die Spannung eines Hitchcock-Krimis – mit einer in ihren Farben und Formen unberechenbaren Saxophon-Sprache. Auf diese Abenteuerreise durch knapp ein halbes Jahrhundert Jazz-Geschichte sollte man sich hellhörig einlassen . Denn Wayne Shorter ist schließlich einer der letzten ganz Großen seiner Zunft. >>>www.jazzecho.de