Cheatin‘ Soul And The Southern Dream Of Freedom

Die Geschwindigkeit, mit der das in München ansässige Label Trikont eine hervorragende Soul-Compilation nach der anderen herausbringt, der Release von Dirty Laundry – The Soul Of Black Country liegt gerade sechs Monate zurück, ist wirklich beeindruckend. Herausgeber Jonathan Fischer hat diesmal den Soul der US-Südstaaten, von Baton Rouge über Jackson bis Memphis und Nashville, einer näheren Betrachtung für wert befunden. Seine Auswahl läßt kaum Wünsche offen, kommen doch fast alle maßgeblichen Interpreten des Genres zum Zuge, von Ann Sexton und O.V. Wright über Joe Tex und Ann Peebles bis hin zum unvergleichlichen Bobby Blue Bland, der mit einem seiner schönsten Songs, „Rock in In The Same Old Boat“, vertreten ist. Auch heute noch strahlt diese Musik eine Würde und Emotionalität aus, die ihresgleichen sucht. Vielen der Stücke konnte die Zeit nicht das Geringste anhaben, was auch an den immer noch aktuellen Geschichten liegt, die sie erzählen. Songwriter und Soul-Produzent Jerry Williams hat das einmal treffend auf einen Nenner gebracht: „Wer sich in keinem dieser Songs wiederfindet, der muß das Leben einer Nonne, eines Perversen, eines Degenerierten oder Toten leben.“ Auffällig ist vor allem, wie oft in den Songs dramatische Dreiecksgeschichten mit oft persönlichem Bezug verarbeitet werden. Besonders schöne Beispiele für den ständigen Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung, gemischt mit einer mal mehr, mal weniger starken Prise Schuld und Sühne, sind neben Doris Dukes „If She’s Your Wife Who I Am“ das von Bobby Blue Bland gesungene „You Wouldn’t Treat A Dog“, ein Song aus seinem 1974 erschienenen Album Dreamer. Ein wahres Soul-Juwel, das wie so viele Songs dieser Compilation, als quasi permanent präsenter Subtext, auch das Streben nach einem „besseren“, einem gleichberechtigten und freien Leben in sich trägt.

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