System Of A Down – Mesmerize

Mit TOXICITY sorgten die armenischen Amerikaner an zwei Fronten für Bewegung. Erst einmal rammten sie den gesamten Nu-Metal-Zirkus mit brutalen Riffs und abenteuerlichen Stilwechseln in den Boden und entlarvten ihn als einen pubertären Kindergarten ohne Meriten. Außerdem politisierten sie das harte Rockgenre und füllten somit die Lücke, die durch die Auflösung von Rage Against The Machine entstanden war. Vier Jahre nach dem toxischen Donnerschlag kehrt das Quartett ähnlich wuchtig und mit noch mehr spielerischem Wagemut zurück. Im Antikriegssong ,.B.Y.O.B.“ werden die Stärken dieser Höllenhunde sofort offensichtlich, wenn sie zuerst wie von der Leine gelassen losprügeln, um im nächsten Moment in einen melodischen R’n’B-Part überzugehen, der den Ernst der Aussage mit bitterböser Ironie untermalt: ,. Everybody’s going to the party have

o real good time, dancing in the desert blowing up the sunshine.“ Krieg und feiern? Darin erkennt man eine sehr eigenwillige Deutung von Protestrock. Witz, Übertreibung und Groteske gehören bei System Of A Down zu den erlaubten Stilmerkmalen, wenngleich es die Band mit dem Opernansatz in „Cigaro “ vielleicht ein bißchen zu weit treibt. Andererseits sind System Of A Down durch ihre eigene überdrehte Art manischer und durch die Produktion des zur Zeit wieder omnipräsenten Rick Rubin druckvoller als ihre größten Vorbilder, die Dead Kennedys. Und vor allem aber auch vielseitiger. Spektakulär hören sich vor allem die Polka-Passagen in „Radio/Video“, die Mischung aus Siebziger-Jahre-Heavyrock und Flamenco-Untertönen in „Question!“ und die an Midnight Oil angelehnte Hymne „Lost In Hollywood“ an. Es gibt keinen einzigen schwachen Track auf diesem Album, was aber auch angesichts der kurzen Spielzeit von 36 Minuten fast schon Pflicht ist. Woran sich die Frage über die blöde Zweiteilung anschließt. Hätten System Of A Down diese Platte mit HYPNOTIZE, dem noch vor Weihnachten folgenden Komplementärstück zu diesem Album, zusammengefaßt, wäre daraus womöglich das Metal-Meisterwerk des Jahrzehnts geworden. So ist alles vorerst „nur“ 5. >>>www.systemofadown.com Mehr: System Of A Down – System Of A Down (1998), System Of A Down Toxicily (2001), System Of A Down – Steal This Album! (2002)