Northern Lite – Temper

Beim ersten Hören muß man lachen: Da covert eine deutsche Electro-Rock-Formation das hypercoole „Go With The Flow“ der Queens Of The Stone Age – und macht seine Sache gar nicht schlecht. Eine originelle Version mit relaxtem Nasal-Gesang, tuckerndem Synthie und fetter Bratz-Gitarre. Das könnte selbst Josh Homme gefallen. Genau wie der Rest von Temper. Ein Album, das sich allein dadurch von den üblichen Kombinationen aus Gitarren und Computern abhebt, weil die drei Protagonisten nicht auf Vordergründigkeit und aggressive Härte setzen, sondern – im Gegenteil – ganz locker und relaxt daherkommen. Mit musikalischem Minimalismus in bester Kraftwerk-Manier, der schwarzen Sphärik von Depeche Mode und der fast schon arroganten Coolness der frühen Roxy Music. So stilvoll, distinguiert und arty geben sich Sascha Littek, Andreas Kubat und Sebastian Boon hier. Northern Lite hat insofern nichts, aber auch gar nichts mit dem schrillen Electro-Clash-Sound der Scissor Sisters oder Fischerspooner gemein. Northern Lite sind eher Russendisco als Tuntenball – nicht bunt und überdreht. Und schon gar nicht 80s für Fortgeschrittene. Ihre Wurzeln reichen bis in die Avantgarde-Szene der frühen 70er, kombiniert mit einem kräftigen Schuß New Wave und Alternative-Rock. Was sich nicht nur im Qotsa-Cover niederschlägt, sondern auch in Eigenkompositionen wie „I Want More“ mit seinem Cabaret-Touch und der coolen Rock-Nummer „Left Behind‘. Absolutes Highlight ist jedoch „Facts Of Life“, das echten Ohrwurm-Charakter hat – und die Affäre mit der Gattin eines ehemaligen Lehrers thematisiert. Das Album präsentiert sich wie aus einem Guß. Ohne große emotionale Ausbrüche, ohne Stil- und Tempiwechsel, ohne dramaturgische Steigerung. Northern Lite sind unauffällig und hintergründig. Sie gehen einfach mit dem Flow.

www.northernlite.de