Daniel Lanois – Belladonna

Daniel Lanois hat sich als Producer all jene Meriten verdient, von denen die Mehrheit seiner Berufskollegen ein Leben lang vergeblich träumt: Zusammen mit seinem einstigen Mentor und häufigen Partner Brian Eno produzierte er für U2 die Blockbuster-Alben The Unforgettable Fire, The Joshua Tree und Achtung Baby. Er war für Peter Gabriels Bestseller so genauso verantwortlich wie für die beiden besten Dylan-Alben der letzten 20 Jahre (Oh Mercy, Time Out Of Mind). Dabei ist der Mann eigentlich gar nicht der typische Kommerzproduzent, der seine Aufgabe darin sieht, seinen Klienten mit griffigen Formeln den Weg zum Breitenerfolg zu ebnen, sondern ein ausgesprochener Klangsensibilist, dem es um unabgenützte Sounds geht. Lanois gilt als Spezialist für die Verbindung von wurzelnahem, archaischem Flair und modernem, zukunftsweisendem Klangdesign. Er selbst hat über seinen typischen, leicht verhangenen Sound einmal gesagt: „Ich liebe es, wenn Instrumente sozusagen wie hinter Milchglas erscheinen, wenn ihnen eine gewisse Ambivalenz erhatten bleibt“. Diese Ästhetik prägte auch seine bisherigen vier Soloalben, deren Songs ein bißchen wie mit vielen Slow-Motion-Passagen durchsetzte Road Movies aus den Weiten des nordamerikanischen Kontinents wirkten. Vor allem das exzellente 2003er shine bezog seinen Reiz aus der Spannung zwischen herkömmlichem Songwriting und unorthodoxen Arrangements. Belladonna besteht nun ausschließlich aus zumeist kurzen Instrumentalstücken – und da driften Lanois Klangerfindungen ohne strukturierendes Songkorsett schnell ins allzu Ätherische ab. Und wenn wie in dem äußerst passend „Sketches“ betitelten Track dann auch noch Harfenklänge perlen, fehlt nicht mehr viel zum New-Age-Kitsch. Das Album hört sich an wie eine Sammlung von Soundtrack-Fetzen und wird dem Mann aus Quebec kaum neue Hörer einbringen.

www. daniellanois.com