Foo Fighters :: In Your Honor

Rock: Die Überraschung - Teil 2 dieses Doppelalbums ist eine Balladenscheibe. Doch leider ist das keine positive Überraschung.

Hm, jetzt mal Butter bei die Fische: Hat diese Band des durchaus hoch zu schätzenden Nirvana-Uberlebenden Dave Groht jemals ein rundum gelungenes Album abgeliefert?

Nein, hat sie nicht. Es sind einzelne Songs, veritable Hard- und Alternative-Rock-Hits, die die Foo Fighters heute breitbeinig und breit grinsend gut dastehen lassen. Es muß Grohl also ein Teufel geritten haben, sich mit den Foo Fighters jetzt auch noch ein Doppelalbum anzumaßen (und es war leider nicht jener Teufel, der ihn als hakenschlagender Wahnsinns-Drummer durch die vorletzte Queens-Of-The-Stone-Age-Schallplatte gejagt hatte). Zumindest gibt es den Versuch einer inhaltlichen Rechtfertigung: Disc One ist die saftig mit bis an die Halsschmerzgrenze gebrüllten Männermelodien und umstandslosen Riffs einherrockende Platte, wie sie verläßlicher und standardisierter kaum ausfallen konnte. Disc Two zeigt jedoch abseits der einschlägigen, hier und da durchaus wieder artig mitreißenden Speedy-Boogie-Woogie- und Foreigner-machen-Grunge-Rockism die gefühlvolle Seite™ der Grohl-Gruppe: Sie ist voll mit Balladen. Das führt tatsächlich dazu, daß im Kollegen-Blinddate nicht jeder gleich die Foo Fighters erkennt (sondern garauf „Styx!“ und „Smokie?“ tippt). Dave muß nicht so brüllen, die gezupften statt geschruppten Gitarren quetschen sich nicht dauernd durch Kompressoren, man fühlt sich nicht so penetrant zugerockt. Aber zuviel mehr führt das leider nicht. Denn die große Schwäche Grohls läßt sich nicht umarrangieren, wegproduzieren oder durch eine Mundharmonika aus den Songs pusten: Der Mann produziert seit Jahren traditionsbewußte, unkomplizierte Unterhaltungsmusik auf stabilem Niveau, aber zu großen Taten fehlen ihm zu oft Antrieb, Sinn und offensichtlich auch der Wahnsinn. Man nennt das auch das „L.A.-Syndrom“.

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