Decibully – Sing Out America!

Seit nette Menschen ausgesuchte neue Musikstücke als MP3 der Netzgemeinde zur Verfügung stellen, in der verständlichen Absicht, ihr Album akustisch zu bewerben, kann der gemeine Popfan zweierlei tun: 1) „Prima“ rufen, den Song downloaden und die Sache auf sich beruhen lassen. 2) Den Schluß vom Song aufs Album ziehen, Kritiken wie diese lesen, weiter im Internet stöbern undundund. Bei Decibully und „Penny, Look Down“ (zu beziehen von der Label-Homepage polyvinylrecords.com dachte ich kurz an The Clash, so circa „London Calling“, vielstimmig, rasant. Beatmusik für Fortgeschrittene. Nur – bei einer Band wie Decibully sagt ein Song etwa soviel wie ein einziges Loop auf einer Platte von Beck. Decibully sind inzwischen bei Album Nummer drei und sieben Mitwirkenden angekommen. Es brauchte eine Weile, bis diese Versammlung von Multi-Instrumentalisten aus Milwaukee einen deutschen Vertrieb erhielt. Was daran liegen könnte, daß diese raffinierten und ausgearbeiteten Songs nicht leicht zu nehmen sind. Instrumentalparts und Gesangs-Melodien stehlen sich gegenseitig die Show. Assoziationen tauchen im Minutentakt auf. „Notes To Our Leaders“ erinnert an Steely Dan, „Temptation“ (mal nicht ein New-Order-Cover) ist einer der besseren A-capella-Beiträge. Und immer wieder breakt und hakt es, damit William J. Seidel seine zarten Melodien zu Gehör bringen kann, dann fahren die Synthesizer feierlich hoch und zwei, drei Seidels machen sich zu noch mehr Refrain und Melodie auf und man hat das Plinkern des Banjos vom Anfang fast schon vergessen. Was rein gar nichts macht. Huch, der nächste Song geht ja schon wieder mit Banjo und Bassdrum los. Er endet im pastoralen Rock-Schubidu. „Penny, Look Down“ bleibt das Glanzstück dieses Albums.

www.decibully.com