The Departure – Dirty Words :: Sei mein Feind

Wer vor- sagen wir mal – fünf Jahren von einem 80er-Jahre-Revival gesprochen hat, wurde damals von den ganz schlauen Alleswissern hübsch zurechtgewiesen: „Die 8oer sind doch längst drüber.“ Was natürlich blanker Unsinn ist, weil die 80er Jahre in all ihrer musikalischen Vielfalt seit ungefähr zehn Jahren immer irgendwie da sind bei allen möglichen revivalistischen Bands. Seit Franz Ferdinand gibt es dann dieses heimliche Revival der guten 80er Jahre, die ja immer wieder gerne vergessen werden neben den schrillen, grellen, bunten, schlechten 80ern. Quasi im Wochenrhythmus spuckt die britische Musikszene neue Bands aus, die Informiert-sein-Wollende dazu zwingen, wieder Singles zu kaufen, weil sich diese Bands sehr viel Zeit lassen mit ihren Alben und vorher zwei, drei Maxis veröffentlichen. Du kannst auch „Punk“ dazu sagen. Wer im vergangenen Jahr die beiden Singles „All Mapped Out“ und „Be My Enemy“ von The Departure gekauft hat, hat damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zu seiner Altersversorgung geleistet (sehen Sie mal bei eBay nach), sondern sich auch zwei unverschämt gute Hits ins Haus geholt. The Departure – fünf Anfangzwanziger aus Northampton – suhlen sich genauso wie Maximo Park, Kaiser Chiefs, The Futureheads und The Others in ihrem Englischsein (Nationalismusdebatte, please!), daß es eine wahre Freude ist. Vom sehr britischen Akzent des Sängers bis hinein in den letzten Schlag der Snaredrum klingt Dirty Words in all seinen Referenzen und Anspielungen so, als hätte es in 50 Jahren Rockgeschichte nur Großbritannien auf der musikalischen Landkarte gegeben und sonst gar nichts. Klingelnde Gitarren, circa Echo & The Bunnymen, funky Baß, circa Gang Of Four, Angry-but-not-aggressive-young-man-Gesang, circa Joy Division, und frühe The-Cure-Atemlosigkeit werden da mit einem Enthusiasmus und einer ungekünstelten Euphorie in eine High-Energy-Musik verwandelt, die in der Summe – und in der Summe mit all den anderen wöchentlich ausgespuckten britischen Bands – eine Aufbruchstimmung verbreitet wie Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre, als die Rockmusik im Namen von Punk und New Wave von ihrer (vorerst) letzten Revolution aufgerüttelt wurde. Hübscher Nebeneffekt: The Cure, auf die vor ein paar Jahren niemand (bis auf die Hardcore-Fans) mehr einen Pfifferling gegeben hat, sind via New-Wave-Of-British-New-Wave-Ahnenforschung wieder in aller Ohren. VÖ.4.7. www.thedeparture.com