Joel Mclver :: Justice For All: Die Warheit über Metallica

Umfassend – leider mit wenig Nähe und viel Abschweifung.

Der Record-Collector-Redakteur und Verfasser von Biographien so unterschiedlicher Stars wie Erykah Badu, Slipknot und Ice Cube ist offenbar ein großer Metallica-Fan. Oder war: bis die sich erdreisteten, vom (r)echten (Metal-)Pfad abzuweichen. „Justice For All“ beginnt mit Drummer Lars Ulrichs Geburt, endet mit dem 2003er-Album ST. ANGER und ist damit die momentan umfassendste Metallica-Bio auf dem Markt. Mclver hat ausführlich recherchiert und Interviews mit über 75 Zeitzeugen aus dem direkten und indirekten Umfeld der Band (Ex-Mitglieder, Produzenten, Familienangehörige. Musikerkollegen, Journalisten) geführt. Leider hält er immer wieder inne, um ausladende Schilderungen der Entwicklung des Heavy Metal in den 80ern bzw. obsolete Definitionen zu diversen Untergenres einzuschieben. Das wäre aufgrund des kurzweiligen, mit angenehm humoristischem Unterton geschriebenen Textes zu verschmerzen. Doch mutiert das letzte Drittel (nach dem Durchbruch zum Mega-Act mit dem titellosen schwarzen Album von 1991) zu einer ermüdenden Geschmacksdiskussion. Sicher, Kritik tut not und ist im Falle der mißlungenen Longplay-Experimente luad und reload mehr als angebracht. Dem Fluß des Buches hilft es aber nicht, wenn sie sich in Seitenhieben gegen den kommerziellen Sell-out und in die gleiche Richtung gehende Zitate aus Magazinen häuft. Zumal letztere fast ausschließlich Fanzines des erzreaktionären Metal-Undergrounds entnommen wurden. Erschwerend kommt hinzu, daß die kürzlich auf DVD veröffentlichte Filmdokumentation „Some Kind Of Monster“ dem Fan bereits deutlich tiefere Einblicke in die große bandinterne Krise vor ST. ANGER gewährte, als es ein Schreiber vermag, der keinerlei Gespräche mit den eigentlichen Objekten seiner Arbeit geführt hat.

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