Dr. Feelgood – Going Back Home
Das nennt sich Künstlerpech: Treten Dr. Feelgood just in jenem Moment auf den Plan, als sämtliche Zeichen der britischen Musikszene schon auf Punk-Sturm stehen und sintflutartig alles wegschwemmen, was nicht eindeutig dem Genre entspricht. Ausnahme: Dr. Feelgood, deren recht sperrige Mixtur aus Rhythm & Blues-Partikeln, Rock’n’Roll-Essenz und Prä-Punk-Visionen, gepaart mit einer ungestümen Vitalität, die schreibenden Musiksnobs unisono zu Begeisterungstürmen hinreißt. Eingefangen wird diese geradezu überschäumende Energie erstmals auf dem dritten Album stupidity, einem Live-Heimspiel vom 8, November 1975 aus dem Southender „Kursaal“, das ohne viel Umschweife auf Platz 1 der UK-Charts stürmt und genau 30 Jahre später als Basismaterial für das 2-DVD-CD-Hybrid-Set GOING BACK HOME dient. Daß an jenem denkwürdigen Tag auch ein Kamerateam vor Ort ist, darf als eine jener zufälligen Sternstunden gewertet werden, die im Popgeschäft immer wieder das Salz in der Suppe ausmachen. Die Originalbesetzung mit dem vor elf Jahren verstorbenen Sänger Lee Brilleaux, Gitarrist Wilko Johnson, Bassist John B. Sparks und Schlagzeuger John Martin fegt einem Tornado gleich über die Bühne. So gerät der gerade mal 35 Minuten lange, mit ganzen neun Tracks bestückte und bislang unveröffentlicht gebliebene Mitschnitt trotz manch technischer Unbillen, minderer Bildqualität und etwas grober Schnitttechnik zum definitiven Artefakt. Gewissermaßen als Trostpflaster gibt’s auf der Bonus-CD den gesamten Mitschnitt mit immerhin 19 Songs, inklusive einiger Bonus-Tracks.
www.drfeelgood.org
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