Massive Classics Vol. 1 :: Sampler

Eigentlich schon etwas länger aus Rezensoren-Wortgebrauchslisten gestrichen: das „Aha-Erlebnis“. Hier feiert es sein Comeback. Allerdings darf es sich auch gleich wieder verabschieden, weil etwa ab der Hälfte von MASSIVE CLASSICS VOL. 1 das „Soso-Erlebnis“ seinen Job übernimmt. So ist das nämlich, wenn das Hirn zu viele „Aha!“-Gedankenblasen am Stück geboren hat: Das Staunpotential ist schnell erschöpft. Gestaunt werden darf aber wenigstens vier, fünf Songs darüber, daß Massive Attack, die Institution des Bristol-Sounds und Blueprint-Drucker der frühen, soulreichen Variante von TripHop, viele ihrer aufregend-coolen BLUE LINES vom gleichnamigen Debüt und auf dem Nachfolger PROTECTION aus Rare Grooves, Dubs und Jazzrockern der 70er, Clubtunes der 80er sowie direkt bei den Meistern des Funk und Soul geklaut hat. Voraussetzung: Es hat einem in den vergangenen Jahren nicht schon jemand geflüstert und vielleicht gleich vorgespielt. DJ Cams Parade der Originale von William Devaughn (mit „Be Thankfull For What You Got“, welches Massive Attack auf BLUE LINES ehrlicherweise gleich coverten), Tom Scott, Al Green, Issac Hayes, Billy Cobham und anderen weiß allerdings nach dem ersten „Aha“ und dem folgenden „Soso“ schnell auch als atmosphärisch verblüffend dichter Late-Nite-Mix zu überzeugen. Kein Wunder: Massive Attacks Samples sollten immer auch als Empfehlung für die Vorlagen verstanden werden. Zieht man zum Vergleich BLUE LINES und PROTECTION aus dem Regal, darf man schließlich mit einigen „Oha’s!“ feststellen, daß Massive Attack nie nur einfach ein paar Takte klauten, um zu punkten. Vielmehr waren ihre freundlichen Übernahmen verführerisch inszenierte Entführungen. Bald erkannten sich Intro, Break, Baßlinie selbst nicht mehr. Um sie herum war es dunkel, es war warm, es war weich.

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