The Coral – The Invisible Invasion
Habe mir ja ab und an meine Gedanken über diese Jungs aus Liverpool gemacht: The Coral – das ist schon eine arg famose Kapelle mit malerischen Arrangements und blütenreichen Melodien als Gegenentwurf zu nur noch mehr Riff-Gerocke, gerade richtig zum Im-Gras-Liegen-und-über-die-Dinge-Nachdenken. Und ja auch so unverschämt clever für ihr Alter – 22 bis 24 Lenze zählen sie erst. Aber, so soufflierte mir dieser dunkle Gedanke aus dem Unterholz des Gemüts: „Das sind die doch nicht selbst. Das hat es doch alles schon so oder sehr ähnlich gegeben!“ Da gab es ganz bestimmt eine Kapelle Ende der 60er, Anfang der 70er, die saß eben genau dort zwischen den Stühlen – zwischen Doors, Electric Prunes, Can, Motown, Velvet Underground und Kinks. Aber nein, erlöst mich nun endlich der Kollege im Älterer-Bruder-Alter, der mir auch mit dem hier ausgestellten Mobiliar der stabilen Eckpunkte ausgeholfen hat, von allen Bedenken: „Die klauen zwar von überall her, aber in homöopathischen Dosen, weshalb eben nur so ein Gefühl da ist, das alles doch irgendwoher zu kennen“, sagt er. Heißa! Zurück ins Gras: Ich atme durch, die Luft duftet nach Frühling. Die Welt ist schön, denn: The Coral dürfen auch mit ihrem dreieinhalbten Album in knapp vier Jahren bleiben, wie sie sind, ohne des Epigonentums überführt zu werden. Zudem sind James und seine Freunde bis heute romantisch, schöngeistig und unzynisch genug geblieben, um nicht tatsächlich noch in die „Clever‘-Schublade gesperrt zu werden, aus der man Manswear und Konsorten verzweifelt um Hilfe rufen hört. Daß THE INVISIBLE INVASION genauso gut das erste, zweite oder dritte Album der Liverpooler sein könnte, daß Geoff Barrows und Adrian Utleys (Portishead) Hilfestellungen bei den Aufnahmen zwar die helle Begeisterung von Coral auslöste, aber sonst kaum Spuren hinterließ; daß es sicherlich findigere Ideen gibt, als Dali-Bilder („Arabian Sand“) zu vertonen – und das auch noch so, als hätte James Skelly das bifichen Liedlyrik direkt aus Jim Morrisons „American Prayer“ abgeschrieben: geschenkt, alles geschenkt. Weil: So tagverträumt schöne Songs aus Pop und Psych und dem unschuldigen, puren Glück der Jugend können diese sieben Gesellen schreiben wie sonst kaum eine andere Kapelle hier draußen.
VÖ: 23.5.
www.thecoral.co.uk
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