The Ramones :: The Story Of The Ramones: The End Of The Century
Das zu Herzen gehende harte Schicksal von vier jugendlichen Punk-Delinquenten, die auszogen, die Welt zu verändern.
Mit manischem Drei-Akkorde-Bombardement im knappen Zweiminutenformat verpaßte 1974 ein Quartett aus dem desolaten New Yorker Stadtteil Forest Hills, Queens, dem träge und öde gewordenen Rock-Establishment eine Frischzellenkur – so sieht es zumindest die allgemein gültige Popchronik idyllisch märchenhaft verbrämt. Doch steckt wesentlich mehr hinter dem nach einem ehemaligen Pseudonym Paul McCartneys aus den Tagen der Silver Beatles, Paul Ramon, benannten Ensemble. Vor allem überwiegen im 31. Jahr nach dem allerersten Auftritt im Bowery-Szenetreff CBGB’s die tragischen Momente, wie die mit zahlreichen Interviews, unglaublichen Anekdoten und rarem Filmmaterial regelrecht überfrachtete Dokumentation THE STORY OF THE RAMONES: END OF THE CENTURY von Michael Gramaglia und Jim Fields detailliert und spannend erzählt. Nicht nur, daß hier endlich und ein für allemal dank wichtiger Zeitzeugen wie u.a. Clash-Ikone Joe Strummer, Sire-Labelchef Seymor Stein. Erst-Manager Danny Fields, Punk-Magazin-Gründer Legs McNeil, Ur-Drummer Tommy Erdelyi sowie den Blondie-Mitgliedern Deborah Harry und Chris Stein mit dem Mythos aufgeräumt wird, die Engländer hätten unter Sex Pistols-Svengali Malcolm McLaren das Genre Punk erfunden. Die mitunter recht verworrene Biographie des Quartetts mit zerschlissenen 501er Levis-Jeans, schwarzen Lederjacken, Sonnenbrillen und seltsamen Mop-Top-Frisuren, das sich mit Schlachtrufen wie „Hey, Ho, Let’s Go“ und „Gabba, Gabba, Hey“ wie ein fleischgewordener Marvel-Comic gerierte, hinterläßt mit all den geschilderten menschlichen Unzulänglichkeiten, künstlerischen Fehlentwicklungen, geschäftlichen Niederlagen, unseligen Grabenkämpfen und außerordentlich harten Schicksalsschlägen den bitteren Nachgeschmack, einer modernen griechischen Tragödie beizuwohnen. Zu Lebzeiten Idrei der Gründungsmitglieder, Jeffrey „Joey Ramone“ Hyams, Bassist Douglas „Dee Dee Ramone“ Colvin und Gitarrist John „Johnny Ramone“ Cummings, kamen in den vergangenen Jahren unter tragischen Umständen zu Tode] blieb jener Formation, der es am eindringlichsten gelang, die heiligen Tugenden des Rock’n’Roll in die Post-Prog- und Glam-Rock-Ära zu transformieren, die maßgebliche Anerkennung, vor allem aber der kommerzielle Erfolg im Heimatland USA komplett versagt. In den als Bonus beigepackten eindringlich-intimen und ungeschnittenen Interviews nach der endgültigen Trennung 1995 vermitteln Joey, Dee Dee und Johnny unabhängig voneinander einen unglaublich desaströsen Eindruck. Wie auf ewig Verdammte gebrandmarkt, so als wären sie durch das endgültige Aus nicht nur symbolisch amputiert eine schwere, blutig-klaffende Verwundung, die nie mehr zuheilen sollte. Essentiell!
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