Faust – Impressions
Man könnte Faust als Althippies bezeichnen. Das schöne an dieser vermeintlichen Hippiehaftigkeit ist aber, daß Faust sich so dermaßen bewußt an ihrem Draußensein ergötzen, an ihrer Distanz zu Hip- und Coolness, daß das Hippiehafte, das Draußensein selber zu einem wesentlichen Hip- und Coolness-Faktorwird. Sonst würde NDW-Erfinder Alfred Hilsberg wohl auch nicht die erste DVD der genialen Krautrock-Avantgarde-Dilettanten auf seinem Label „ZickZack“ veröffentlichen. Wir sehen die Visualisierungen/Videoisierungen von zwölf Faust-Stücken der Jahre 1971 bis 1994 (drei davon bisher unveröffentlicht], die Ur-Mitglied Zappi W. Diermaier angefertigt hat. Abstrakte Formen und Farben zerfließen, vermischen sich mit konkreten Bildern industrieller und natürlicher Landschaften, die immer wieder verfremdet, abstrahiert, zerhackt werden. Gemüse auf dem Wochenmarkt geht in Rauch auf, irgendwo frißt ein Wolf an seiner Beute herum, irgendwo spielt eine bayerische Blaskapelle unhörbar ihre Lieder. Das ist alles wie ein einziger psychedelischer Trip, wie alle Drogen [plus drei Wassergläser voll Absinth] auf einmal nehmen. Songs und Bilder werden mal mehr, mal weniger eine optisch-akustische Einheit. Weil es nicht leicht ist, diese Musik, die sich zwischen Genie und Scharlatanerie, zwischen Avantgarde, minimalistischem Songwriting, psychedelischen Mantras und blankem Unsinn bewegt, zu visuatisieren. Die „mediale Innovation“, von der das Presseinfo schwärmt, findet nicht statt. Weil man sich ganz genau so kunstinstallationsmäßig und nicht anders eine Faust-DVD vorgestellt hat. Bonus: ein fünfminütiger Kurzfilm aus dem Jahr 1971 über einen Eisbären aus Teneriffa, der Faust in ihrem Studio bei Hamburg besucht und die CD I SPIN von Zappi Diermaier.
www.zappi-w-diermaier.com
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