Garbage – Bleed Like Me

Ist es ein gutes oder eher ein schlechtes Zeichen, wenn das jeweils neueste Garbage-Album genauso klingt, wie man es sich vorgestellt hat [unter Kenntnis und Berücksichtigung der jeweiligen soundtechnischen und Produktions-Updates seit dem letzten]? Ist es notwendig zu betonen, daß 2005 nicht 1995 ist? Oder daß ein Garbage-Album mal mehr, mal weniger in Richtung Rock ausschlägt? BLEED LIKE ME hat mehrheitlich rockig angefixte Popsongs, die sich hinter einem Wall-Of-Gitarren-und-Computersound verstecken, weil die drei Garbage-Männer halt Studionerds sind, und weil Studionerds da immer noch eine weitere Gitarren- und eine Was-weiß-ich-Spur oben draufschlonzen müssen, wo unter Umständen weniger schon ausgereicht hätte. BLEED LIKE ME „rockt“ mehr als die drei anderen Garbage-Alben, klingt aber trotzdem wie das Artefakt aus einer längst vergangenen Ära. Weil heute anders gerockt wird als zu Zeiten des Alternative Rock, und weil ein 20jähriger heute andere Musik hört als ein 20jähriger vor zehn Jahren gehört hat, und weil ein 20jähriger von vor zehn Jahren heute 30 ist und vielleicht nicht mehr die Musik hören will, die er vor zehn Jahren gehört hat, weil er unter Umständen überhaupt keine Musik mehr hören will. Weil Alternative Rock ein Witz und Indie zu einem Teeniephänomen geworden ist. Aber Garbage ficht das nicht an. Ganz schlimm wird BLEED LIKE ME me bei „It’s All Over But The Crying“ mit einem Gitarrensolo, das den Brian-May-Gedächtnispreis verdient hätte. Aber es bleiben ein paar okaye Songs. „Bleed Like Me“, allein weil er anders ist mit diesem Celloarrangement. „Run Baby Run“, das mehr nach New Order klingt als New Order. „Bad Boyfriend“, das Dust Brother John King produziert hat und bei dem Dave Grohl trommelt wie ein Wahnsinniger. Aber 2005 ist halt nicht 1995.

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