DJ Koze A.K.A. Adolf Noise – Wo die Rammelwolle fliegt
Herr Kozalla ist ein arger Träumer. Da muß man nicht erst abwarten, bis er gegen Ende von WO DIE RAMMELWOLLE FLIEGT, seinem ersten Album nach zwei EPs, sanfte Wellen hereinschwappen läßt (Nordsee, vermutlich). Ob als DJ Koze oder als Adolf Noise der Raum muß für ihn weit sein, die Töne fließen, und Melodien bleiben eh das größte. Da mag er noch so lange als selbstredend abstrakter Elektroniker abgetan werden und auf Kompakt-Vinylscheiben veröffentlichen, die GEKLÖPPEL heißen. Doch gerade als Adolf Noise tut Stefan Kozalla auch immer einiges Absurdes, und deshalb wird er gerne darauf beschränkt – Marke: „Wie Studio Braun, nur mit Musik, äh, bzw. noch mehr Musik.“ Tatsächlich werden wir im Feldversuch nur wenige Solohörer erleben, die sich dank RAMMELWOLLE die Schenkel rot klopfen. Vielmehr verstört werden sie sein, genervt so mancher. Aber es gibt auch viele Leute, die in diese verschrobene, vor allem assoziativ zusammengesetzte Welt aus einfachen Melodiemotiven und höchst angenehmen Harmonieverschiebungen, entrückten Hörbildern und unbekümmerten Klangcollagen eintauchen wie geübte Schnorchler ans nächstgelegene Korallenriff. Der Wunderlichkeit hat dieser vielseitige Künstler eine Scheibe als Denkmal gesetzt. Was Sinn gibt und was nicht, wo blanker Unsinn aufhört und wo quasi der „Übersinn“ anfängt, das darf jeder selbst entscheiden. Die Gedanken sind frei. Wer das zuläßt, dem läßt Adolf Noise sie fliegen. Wie er dann noch gewissermaßen in liebevoller Bissigkeit die reaktionäre Countryschlager-Gurke Gunter Gabriel in „Zuviel Zeit?“ lächerlich macht, ist ein ganz konkreter, höchst befriedigender Spaß.
VÖ: 25.4.
www.djkoze.de
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