Dave Holland Big Band – Overtime
Wenn man die bisherige Lebensleistung von Baß-Edelmann Dave Holland auflisten würde, hätte das den Umfang einer Magisterarbeit. Dabei ist Holland noch nicht mal 60 Jahre alt. Aber irgendwie scheint er auch jenes Gen zu besitzen, das für kreative Jugendlichkeit verantwortlich ist. Ansonsten wäre er nach seinen Exkursionen mit Miles Davis Ende der 60er Jahre zwischendurch mal abgestürzt, hätte er wenigstens einen Blackout gehabt. Stattdessen ist er bei seinen Projekten stets der sympathische und inspirierende Kommunikator, der seinen Heiligenschein zwischen die Baßsaiten legt, um selbst rhythmisch und melodisch komplexeste Asymmetrien mit vorbildhafter Natürlichkeit zu präsentieren. Kein Wunder, daß Holland in seiner 13-köpfigen Big Band die Rolle des Primus inter pares hörbar genießt. Von Jazz-Rock-Pace bis Free-Funk-Drive, von klassischem Big-Band-Swing ä la Duke Ellington bis hin zu den coolen Vibes in „Last Minute Man“ sorgt Holland mit langjährigen Freunden wie Vibraphonist Steve Nelson, Posaunist Robin Eubanks und Saxophonist Chris Potter für schlichtweg erstklassige musikalische Gespräche. Die Bläser-Sektion glüht genauso impulsiv auf, wie die percussive Schlagkraft anspruchsvoll und unterhaltsam ist. Jedem der sieben Stücke auf OVERTIME hört man vielleicht noch mehr als beim Stapellauf der Big Band WHAT GOES AROUND an, daß Holland sich mit dieser Formation im Jahr 2002 einen Herzenswunsch erfüllt hat. Und nicht nur der Jazz, sondern auch die Dave-Holland-Fanecke fühlt sich hierbei wie in Abrahams Schoß. Was jedoch kein Wunder ist bei einem, derauf sein ganz besonderes Jazz-Gen stolz sein darf.
www.daveholland.com
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