John Convertino – Ragland

Was soll das denn sein? Ein Pianist improvisiert mit hartem Anschlag, der Schlagzeuger spielt melodische Figuren dazu. Wir sind hier nicht bei der verlorenen Duo-Aufnahme von Thelonious Monk und Max Roach, circa 1966, sondern zu Hause in Tucson, Arizona, circa 2005, bei John Convertino, der im richtigen Leben der Schlagzeuger von Calexico ist. Convertino hat mit einer schäbigen 8-Spur-Maschine, mit seinem Schlagzeug, einem Klavier und einem Vibraphon in seinem Wohnzimmer ein Soloalbum aufgenommen, das irgendwie sehr weit entfernt ist vom Wohlklang seiner Band, aber andererseits auch sehr nahe dran, wenn man die Ambience und die Polyrhythmik und den Swing von Calexico über die geliebte Mariachi-Trompeten-Seligkeit stellen kann. Convertino entwirft ambiente Pianoimpressionen, bei denen sich Erik Satie und Howard Budd gute Nacht sagen würden, wenn sie nicht immer wieder von diesem Schlagzeug gestört werden würden, das die simplen Klaviertöne mit fantasievollen Rhythmen umschlingt. Ob RAGLAND vielleicht aus einer Langeweile, die durch die Calexico-Pause verursacht wurde, oder aber aus einem inneren Bedürfnis des Schlagzeugers heraus entstanden ist, ist prinzipiell wurscht, nur wird dieses Album mit Sicherheit nicht zu einer Gefahr für die Hauptband seines Machers werden. Dazu ist es zu konsequent, zu (in-)musikalisch. zu verschroben. Diese Platte hätte man Howe Gelb zugetraut, aber John Convertino hat sie gemacht. Weitgehend humorfrei zwar, aber nicht weniger effektiv.

VÖ: 25.4.

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