Mr. Rock’n’Roll
Den wohl denkwürdigsten Satz dieses Filmes spricht FBI-Chef J. Edgar Hoover: „Diese Rock’n’Roll-Seuche könnte sich mal als gefährlicher herausstellen als die Kommunisten.“ Ein wenig zu dick aufgetragen? Nein, denn die Nerven lagen Mitte der Fünfziger offenbar wirklich blank. Rockn’Roll galt dem blütenweißen Amerika als „Anstiftung zur Unzucht“, zudem stellte die neue Musik die Rassentrennung in Frage, was man in weiten Teilen von God’s Own Country wohl für gefahrlicher hielt als Chruschtschows Atombomben. Aber der Reihe nach: Mr. Rock’n’Roll lebte wirklich, er hieß Alan Freed (dargestellt von Judd Nelson) und veranstaltete als R&B-Fan und Radio-DJ das weltweit erste Rockkonzert, das übrigens abgebrochen werden mußte, als 20.000 Fans die völlig überfüllte Cleveland Arena stürmten. Freed war Idealist, Fan und ein umtriebiger Geschäftsmann, der sich mit Mafiosi einließ, erst sein Privatleben, dann seine Karriere und schließlich seine Leber ruinierte. Er starb 1965 im Alter von 44 Jahren. MR. ROCK’N’ROLL erzählt seine Geschichte, nicht unbedingt tiefgründig, aber zumindest unterhaltsam. Die Vermutung, Alan Freed habe den Begriff „Rock’n-Roll“ geprägt, wird im Film zur Tatsache erhoben. Die Vermutung, er habe im „Payola-Skandal“ – also bei der Bestechung von DJs – eine tragende Rolle gespielt, wird im Film relativiert. Hollywood liebt eben Legenden. Und saubere Helden, auch wenn sie traurig sind. Zur Originalmusik von Bo Diddley, Buddy Holly, Jerry Lee Lewis u.a. rocken und rollen Schauspieler über die Bühne, was aber okay ist. Generell gab man sich bei der Ausstattung große Mühe, und die Chronologie folgt streng der wahren Geschichte. Zu der gehört auch, daß Alan Freed seine TV-Show einstellen mußte, nachdem bei einer Folge etwas furchtbar Schockierendes geschehen war und die Werbekunden aus den Südstaaten sofort mit Boykott reagierten: Der schwarze Sänger Frankie Lymon hatte vor der Kamera mit einem Mädchen getanzt. Es war weiß.
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