Martin Böttcher – Die grollen Film- und TV-Melodien
Als Kinder haben wir sie doch alle geliebt, oder? Die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice als edlem Wilden, dem öligen Mario Adorf, Uschi Glas als Rothaut und dem guten Lex Barker. Und dann diese Musik: ein Himmel voller Geigen über der kroatischen Prärie. Der Mann, der sie dort plaziert hat, heißt Martin Böttcher und zählt seit über 40 Jahren zu den kreativsten Tonsetzern der deutschen Film- und Fernsehbranche. Seine Markenzeichen: ein Streicherteppich, dick und weich wie ein Flokati, dazu Vollreife Bläsersätze und satte Melodien in Slow Motion. Gewiß: Ennio Morricone ist bissiger, Peter Thomas abgedrehter, doch die Sujets, also zynische Spaghetti-Western und prähistorische Science-fiction, haben es ihnen auch leicht gemacht, cool zu klingen, die grossen film-UND tv-melodien von Martin Böttcher sind aus weicherem Holz geschnitzt – wie auch die bewegten Bilder, die sie untermalten. „Pater Brown“ etwa, diverse Derrick-Folgen und Vorabendserien. Bei Böttcher herrscht Harmonie, große Geste, warmer Wohlklang, Abseitiges blitzt nur selten auf. Auch wenn die populären „Winnetou“-Soundtracks fehlen: Die Doppel-CD präsentiert einen geradlinigen Stilisten, der auch Fremdkompositionen von Morricone, Kaempfert, Gershwin und Mancini konsequent böttchensiert. Ein Zeitdokument aus einer Ära, als Film- und TV-Klänge von Musikern komponiert und eingespielt wurden und effektpralle Versatzstükke aus dem Computer noch kein Thema waren. Irgendwie rührend.
www.martin-boettcher.ne
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