Under Byen – Det Er Mig Der Hol Der Traerne Sammen

Sie werden oft mit Sigur Ros und Björk (Island), mit Anja Garbarek (Norwegen) und Stina Nordenstam (Schweden) verglichen, doch man täte Under Byen (Dänemark) Unrecht, wollte man sie auf die Einflüsse der skandinavischen Nachbarn reduzieren. Die Musiker aus der Hafenstadt Arhus verfügen über genug eigenes Potential, um zu den großen Entdeckungen der jüngeren Popgeschichte in Europa zu zählen. Auf ihrem zweiten Album kreieren sie trotz Anleihen bei den genannten Kollegen einen Sound mit deutlich individuellem Fingerabdruck. Ihre Spezialität ist dabei das Öffnen von Klangräumen, die Inszenierung von mal melancholischen, mal dramatischen Soundscapes. Aus Jazztönen, Spielfiguren aus der Klassik, nordländischer Folklore und Trip-Hop-Texturen bildet das Oktett (übrigens fifty-fifty mit Männern und Frauen besetzt) einen fabelhaften intimen Kammerpop. Viele Songs hier wirken skizzenhaft, ja sogar unfertig, doch gerade deswegen laden sie zum Weiterspinnen, zum Vervollständigen im Kopf ein. Frontfrau Henriette Sennenvaldt wispert zur geheimnisvollen Musik nicht weniger geheimnisvolle Textzeilen ins Mikrofon. Mit entzückender Stimme singt sie über die Träume von Pflanzen („Plantage“), den Zauber von Dreizehenmöwen („Ride“) und die emotionale Wirkung von Schnee („Batteri Generator“]. Die Worte geben dem Zuhörer selbst nach der Übersetzung aus dem dänischen Original noch Rätsel auf, doch es macht Spaß, diese zu lösen oder es wenigstens zu versuchen. Ob man die Nüsse letztlich knackt, ist eigentlich egal. Allein das Bemühen bringt schon eine Befriedigung, wie man sie in jüngster Zeit bei einem europäischen Album nur selten verspürt hat.

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