Meshell Ndegeocello – Dance Of The Infidel

Hätte sie bloß ihren Mädchennamen behalten. Mary Johnson – das geht einem doch lockerer über die Zunge als ihr vollständiger Künstlername Meshell Bashir Suhaila Ndegeocello. Doch während die breite Öffentlichkeit sich deshalb bislang noch keinen Begriff von der US-Bassistin mit Geburtsort Berlin gemacht hat, wird Ndegeocello seit einem Jahrzehnt von Musiker-Kollegen umschwärmt. Rolling Stones, Alanis Morissette, Chaka Khan, Santana, Arrested Development, Living Colour und Prince – sie alle haben an ihrgenauso einen Narren gefressen wie die Jazz-Fraktion von Steve Coleman bis Geri Allen. Kein Wunder, daß sich Meshell Ndegeocello jetzt für das neue Album DANCE OF THE INFIDEL ihre Band handverlesen zusammenstellen konnte. Ex-Miles-Davis-Saxer Kenny Garrett und Klarinettist Don Byron. Trompeter Roy Hargrove sowie die Schlagzeuger Jack DeJohnette und Mino Cinelu sind nur ein Teil dieser Luxus-Kombination. Doch merkwürdigerweise verlor Ndegeocello damit auch gleich die funkensprühenden Ideen aus den Augen und Ohren. Natürlich ist DANCE OF THE INFIDEL nicht mit dem Vorgänger-Album COOKIE: THE ANTHROPOLOGICAL MIXTAPE zu vergleichen, auf dem sich Ndegeocello zwischen robusten Free-Funk-Sounds als engagierte Polit-Aktivistin zeigte. Hier ist zwar nun das mit allen Groove-Finessen ausgestattete und dann wieder schwebende Baß-Spiel Ndegeocellos zu bewundern. Doch die treibende, komplexe Rhythmusenergie entpuppt sich als eher akademisch, weil die wilden Dauersoli wie inszeniert wirken. Und auch in den zurückhaltenden Songs flackert lediglich klassisches Club-Flair auf. Lalah Hataway zelebriert einen lupenreinen Gospel. Und selbst Cassandra Wilson verfällt in einen zartbitteren Balladen-Schmelz, der in vokaler Routine zerfließt.

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