Bill Frisell – Richter 858 :: All that Jazz
Der Mann ist zurzeit der weltweit bedeutendste Künstler. Der Kölner Maler Gerhard Richter rangiert aktuell auf Platz 1 der vom Capital-Magazin jährlich zusammengestellten Kunstcharts. Kein Wunder, gingen zuletzt Werke zum Preis von bis zu neun Millionen Dollar über die Galerientheke. Kleingeld hat Richter also genug, um einer Werkschau in Buchform gleich eine CD zu beilegen zu lassen, auf der Bill Frisell exklusiv zu acht kleinen Gemälden fantasierl und die nun auch im Laden erhältlich ist. „8581-8“ nennt sich der Zyklus von Richter. In den 1999 entstandenen Kleinformaten steckt derart viel abstrakter Sprengstoff, dass Frisell sich mit einem reinen Streichertrio endlich mal wieder von seiner experimentellen Seite zeigen kann. Fast nichts ist von seinen funkelnden Glitzertönen und sphärischen Breitwand-Klängen geblieben, die er vom Gitarren-Synthesizer in Schwingung bringen ließ. Und die Rückbesinnung auf die amerikanische Folklore lässt Frisell bei seinen musikalischen Assoziationen entlang der irn Booklet abgebildeten Vorlagen auch nur einmal zu. Mit einem Free-Style-Donnerschlag beginnen gleich diese „Bildereiner Ausstellung“, verwirbeln die Musiker die Tonspiralen zu aufreizend wilden Klangflächen. Da wird auf den Streichinstrumenten gekratzt und gejault – während Frisell plötzlich durch die Hintertür eine Melodie einschleust, die den Voodoo-Fusion-Zauberer Miles Davis zu beschwören scheint. Mit solchen handfesten Bezugspunkten muss man sich dann fast zufrieden geben – in einer Klangwelt mit seinen reliefartigen Formgebilden und harmoniesprengenden Zersetzungen. Und dennoch besitzt RICHTER 858 diese kammermusikalische Underground-Schönheit, die nur dem wieder erstarkten Geist Bill Frisells entspringen konnte.
www.billfrisell.com
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