Kelly Pardekooper – Haymarker Heart
Ein PS entspricht genau der Kraft, die nötig ist, um eine Masse von 75 Kilogramm mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde hochzuheben. Ursprünglich hat das James Watt definiert, und wer das im Zusammenhang mit moderner Unterhaltungsmusik für eine entbehrliche Information hält, irrt sich gewaltig. Kelly Pardekooper heißt der Mann, der durch die nächsten Zeilen reitet, er macht auf haymarker heart schonungslos unprätentiösen Country und Folk mit schöner Melancholie- und Ironiesättigungsbeilage, und weil er letztere Kategorisierung auch konsequent auf sich selbst anwendet – „Ich lebe in Nashville. Gut, oder?“ – wuppen Pardekoopers Songs ganz ordentlich. Rutschgitarre, der Himmel so nah, der Horizont so unendlich, das Leiden und die Leidensbereitschaft so ausgeprägt wie nur was: Für diese Emotionspalette hat Kelly Pardekooper alle möglichen Farben draul. Am besten geraten ihm die Bilder in „Not This Town“ und „Folk This“. Unrasiert, müde, rat- und rastlos fern der Heimat – wobei in den seltensten Fällen ein Bescheidwisser verfügbar ist, der Bescheid weiß, wo die überhaupt ist. „Take a lot of pills and die“, subsumiert Kelly Pardekooper den Text von eben jenem „Folk This“ – und hat doch keinen fatalistischen Blick auf den Flickenteppich, den man Leben nennt. Wir zünden uns das ein oder andere Becks an. paffen ein Zigarillo und geben bei all dem Drogenproviant immer schön hübsch Acht, dass beim Zimmerlagerfeuerblues nichts – schon gar nicht der Boden – anbrennt; die Flecken auf dem Kirschbaumlaminat wären allzu hässlich.
www.kellyp.net
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