Orishas – El Kilo

Ja, ja, der Kuba-Boom. Ist ja durch Beiträge reiferer Damen und Herren richtig fett geworden. Die Jugend auf der Karibikinsel musiziert auch fleißig, darf aber nicht ausreisen, weil sie für die Sicherung von Fidel Castros Revolution benötigt wird. So fällt Exil-Kubanern wie Orishas die Aufgabe zu, das musikalische Erbe ihrer Heimat mit modernen Einflüssen zu verschmelzen. Das lässt theoretisch üble Kulturschänderei vermuten. Man denkt unweigerlich an HipHop-Homies, die einige wenige Alibi-Samples benutzen, mit denen sie authentischen Ethno-Faktorvorgaukeln. Nichts dergleichen hört man bei den Orishas. Das Trio arbeitet wieder mit jener grundentspannten Rhythmik, die auf Kuba jede Hüfte in Bewegung bringt. Raps, HipHop-Beats oder Dancehall-Rhythmen gliedern sich harmonisch ins Ganze ein, ohne das karibische Fluidum zu gefährden. Selbst Andeutungen von Peru-Folklore, Flamenco und orientalischer Stimmung (in „La Calle“) erscheinen im Kontext des durchdachten Erneuerungsdrangs dieser Produktion nicht bemüht. Weiterhin positiv wirkt sich aus, dass die Orishas trotz kommerziellen Drucks nicht auf den Gedanken kommen. Welthits für die Charts zu erzwingen. Englische Texte? Eine weitere Coverversion von „La Bamba“, so abstrus sie in diesem Fall auch erscheinen mag? Hat es alles schon gegeben. Stattdessen erfreut man sich am Partyflairvon „Naci Orishas‘, an der Melancholie in „La Reina De La Calle“ und an der raffinierten Melodieführung in „Tumbando Y Dando“, die sich auch ohne Spanischkenntnisse bestens erschließt. Ein cooles Kilo.

VÖ: 21.2.

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