Half Cousin – The Function Room
Wäre dieses schrullige Album vor 30 Jahren erschienen – was, abgesehen von ein paar LoFi-Elektroniktupfern, durchaus hätte passiert sein können -, dann wäre es ohne Zweifel auf John Peels Plattenlabel Dandelion erschienen. Songschreiber Kevin Cormack und sein musikalischer Partner Jimmy Hogarth wuchsen auf den nördlich von Schottland liegenden Orkney-Inseln auf. Während Hogarth im Londoner Irenquartier Kilburn ein kleines Aufnahmestudio führte, kehrte Cormack nach dem Studium auf die Insel zurück und tingelte mit Folkbands durch die Pubs. Die Musik, die die beiden auf ihrem Debüt spielen, für das sie sich mit zwei Ex-Mitgliedern von Joe Strurnmers Mescaleros zum Quartett erweitert haben, spannt einen gewagten Bogen vom rustikalen Folk zu einem dreckigen und doch gespensterhaften New Wave Londoner Prägung. Zur Instrumentierung gehören neben Cormacks sanft-melodischem Gesang, allerhand Gitarren, Keyboards, Akordeon und Klarinette auch ein zum Schlagzeug umfunktionierter Shopping-Trolley sowie eine Schuhschachtel voller Samples, Bleeps und Loops. Daraus machen Half Cousin Lieder, die eckig und sperrig sein können wie Captain Beefheart („Country Cassette“), zauberhaft neblig wie die Beta Band („On The Way Down“), dringlich wie The Velvet Underground [„Canned Laughter“) und verspielt wie Principal Edwards Magic Theatre („Blue Ruin“). Womit wir wieder bei John Peel, Dandelion und Mut wären. Herbert Grönemeyers Grönland-Label gebürt heftiges Lob, weil dort das Wagnis eingegangen wird, dermaßen seltsame Musik zu veröffentlichen.
VÖ: 7.2.
www.halfcousin.com
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