Erasure – Nightbird

Es ist schon erstaunlich, wie wenig sich Andy Bell und Vince Clarke in den vergangenen 20 Jahren musikalisch bewegt haben – richtig, wir feiern in diesem Jahr Erasure-Jubiläum. Man kann sich diese Erkenntnis des musikalischen Nichtbewegens auch positiv zurechtbiegen und bewundernd feststellen, wie „treu“ Erasure sich und ihren Fans in all den Jahren geblieben sind, oder dass sie sich nicht haben „verbiegen“ lassen. Nein, Erasure haben kein Achtziger-Jahre-Revival gebraucht, um heute so achtziger zu klingen, wie sie schon in den Achtzigern geklungen haben: nette Melodien, netter Singsang, nette Texte. Wir wiederholen: Würde Andy Bell auf Deutsch singen, würde auch der Letzte bemerken, dass es sich bei dieser Herzschmerz-Männer-können-ihre-Gefühle-ja-doch-auch-irgendwie-zeigen-Lyrik in Wirklichkeit um Schlagertexte handelt. Andy Bell = Andy Borg. Das ist eine Musik zum Kuscheln, zum mittelschnell Tanzen und ein bisschen dabei Träumen. Natürlich wird dieses Jubiläumsalbum ein Hit werden und von 0 auf 1 in den Charts gehen, weil die Leute, die in den vergangenen 20 Jahren 25 Millionen Erasure-Platten gekauft haben, sich und Erasure auch treu geblieben sind, sich nicht haben verbiegen lassen und deshalb auch nightbird haben müssen. Und vor allem auch, weil man sich halt auf niemanden mehr verlassen kann, in dieser traurigen, aber wunderschönen Welt. Bis auf Erasure.

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