David Sanborn – Closer

Er ist einer dieser alten Bekannten, von denen man alles zu wissen glaubt. Doch David Sanborn ist tatsächlich mehr als nur ein unerschütterlicher Fusionianer, seitdem er ab den siebziger Jahren mit Michael Brecker und Stevie Wonder dem Jazz eine mainstreamige Pop-Note verliehen hatte. Denn schließlich gehört der Altsaxofonist Sanborn zu den seltenen Exemplaren, die durchaus auch mal mit Avantgarde-gestählten Musikern wie Marc Ribot und Bill Frisell fremdgehen. Und gerade solche Ausflüge sind es, bei denen David Sanborn sich den Kopf freipustet, um sich danach wieder auf höchstem Niveau und ohrenschmeichlerisch Gedanken über die Hits von gestern zu machen. Bot das letztjährige Album TIME again eine Song-Kollektion von Joni Mitchell bis Duke Pearson, gibt es nun auf closer eine ähnlich prominent besetzte Fortsetzung. Mit Charlie Chaplins „Smile“ und Standards wie „The Ballad Of The Sad Young Men „, mit Jazz-Hymnen aus Südafrika von Abdullah Ibrahim sowie Dizzy Gillespies „Tin Tin Deo“, das in David Sanborns Version eigentlich auch von Carlos Santana stammen könnte. In all diesen musikalischen Himmelsrichtungen findet sich Sanborn mit seinem narkotisch-intensiven und dabei doch auf den Punkt kommenden Sound so unaufgeregt und selbstverständlich zurecht, dass selbst Charme und Sentimentalität über jeden Kitsch erhaben bleiben. Zumal Sanborn für die lateinamerikanischen Rhythmen, die luftig geschlagenen Hardbop-Anleihen und federnden Fusion sich auf eine Allstar-Band feat. Mike Mainieri und Christian McBride verlassen kann. Und wenn die junge Lizz Wright mit ihrer verführerisch raureifigen Stimme den James-Taylor-Hit „Don’t Let Me Be Lonely Tonight“ umschmeichelt, dann kann das aktuelle Jazz-Schätzchen Norah Jones im Grunde einpacken.

VÖ: 10.1.

www.david-sanborn.com