Paul Motian Trio – Have the Room Above Her

Über 20 Jahre ist es her, dass Schlagzeuger Paul Motian sein eigenes Trio gründete. Ohne Bass und Klavier, wie er es vom Bill Evans Trio her kannte, bei dem er in jungen Jahren erfolgreich angeheuert hatte. Jetzt vollbrachten Paul Motian, Gitarrist Bill Frisell und Saxofonist Joe Lovano ein paar wahre, magische Zauberstunden zusammen. Gespeist aus dem Geiste des Be- und Hardbop, erkundeten die drei vorrangig Balladen mit spröder Schönheit, Lyrischer Sensibilität und sentimentaler Milde, und das in einer Art, in der selbst die berühmtesten Jazz-Klassiker zu neuem Leben erwachten. Und gleich der Titeltrack wird zu einer dieser Reisen in andere Klangsphären, in denen man sich doch immer irgendwie zu Hause fühlt. 1936 komponiert von Jerome Kern/Oscar Hammerstein, wird nun daraus ein prismatisch funkelndes Juwel. Joe Lovanos Saxofon feiert die Melancholie so glutvoll wie intensiv, Bill Frisell lässt seine Gitarrensaiten glitzern, während Paul Motian aus dem Hintergrund diesen Song mit subversiver Könnerschaft in den Schwebezustand bringt. Allein hier mag man es kaum glauben, dass schon mal Jahre vergehen, bis sich diese Musiker erneut in einem Studio einschließen. So traumwandlerisch verstehen sie sich, obwohl jeder einzelne inzwischen Längst sein Vokabular erweitert und verändert hat. Bill Frisells Neugier am dekonstruierenden Diskurs mit Gitarren-Synthesizern und mit der US-amerikanischen Folk-Tradition ist zugleich befruchtend und ein vitaler Störfaktor; hinter Joe Lovanos voluminöser Sonorität steckt die nötige Widerspenstigkeit. Und wenn Paul Motian die Konstanten des aktuellen Schlagzeugspiels ver- und übereinander schiebt, entsteht daraus endgültig diese auf- und anregend stürmische Ruhe, die nur dieses Trio garantiert.

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