Ike & Tina Turner :: Live In ’71

Soul, der rockt: Tina Turner, jung, live und in Farbe.

Tina Turner ist diese nette ältere Dame, die hin und wieder bei „Wetten, dass …?“ auftritt. Wenn da nicht gerade Phil Collms. Simply Red oder Elton John vor komischer Kulisse ihr Unwesen treiben. Will heißen: Frau Turner ist derart Mainstream, mehr geht nicht. Nur: Das war nicht immer so. Ja, liebe Kinderchen, Großmutter war auch mal jung, ein richtig heißes Teil sogar. Nein, nicht wegen des Minirocks, sondern wegen dieser Wahnsinns-Stimme und einer manischen Energie. Nachempfinden lässt sich das auf Live In ’71, einem einstündigen TV-Mitschnitt aus den Niederlanden. Erst steht die Band auf der Bühne, dann gesellt sich Ike dazu, dann die drei fulminanten Backgroundsängennnen The Ikettes und schließlich Tina herself, der Star der Revue. Zwischendurch gibt’s Ansagen, die in Sachen Pathos und Auf-die-Kacke-Hauen an einen WM-Boxkampf erinnern. Die Choreographie sitzt. Tina und die Ikettes singen wie die Engel, nur Ike. der gerne mit militärischem Proben-Drill für Disziplin sorgte, hat seine Probleme. Die Gitarre macht manchmal schlapp. Wahrscheinlich fand man am nächsten Morgen einen niederländischen Bühnenarbeiter mit einem Messer im Rücken. Oder aufgehängt an einem defekten Gitarrenkabel. Die Soul-Big-Band Ider Sologitarrist sieht aus wie Lenny Kravitz, oder besser umgekehrt! arbeitet sich durch ihre größten Hits („River Deep Mountain High“, „Proud Mary“ etc.), dann ist Schluss. Seltsam: Tina und die Ikettes brennen förmlich. Ike und die Band gehen eher routiniert zu Werke. Dennoch ein nettes Dokument aus einer Zeit, als Soul noch rockte. Mit dabei ist eine Audio-CD mit einigen Bonustracks, ebenfalls schön remastered.