David Bowie :: A Reality Tour

Pop: Künstlerisch überzeugender, technisch enttäuschender Live-Marathon.

Bowies Dubliner Konzert vom November 2003 zählt sicherlich nicht zu den besten, jedoch zu den besseren Auftritten des weltweiten Tourmarathons, bei dem Bowie gleich mehrmals wegen angeschlagener Gesundheit ausfiel. Die Band kombiniert Spielfreude mit routiniertem Können – schließlich kennt man sich ja auch schon seit einigen Jahren. Mit mildem Fokus auf das letzte Werk reality sowie einem annehmbaren Querschnitt durch Bowies facettenreiches Repertoire der vergangenen 35 Jahre gibt es am Songmaterial nur wenig zu mäkeln: vom verblüffend umarrangierten Opener „Rebel Rebel“ über ein fabelhaftes „All The Young Dudes“, ein kerniges „Hallo Spaceboy“, ein vertracktes „Sister Midnight“, ein ruppiges „Heroes“, ein verspieltes „Changes“ bis hin zum fulminanten Finale mit „FiveYears“, „Hang On To Yourself“und „Ziggy Stardust“. Noch beeindruckender gelingen nur „Under Pressure“ mit der fabelhaften Bassistin Gail Ann Dorsey in der Rolle Freddie Mercurys und der fantastische Slow-Bar-Jazz „Bring Me The Disco King“ mit einem sich selbst übertreffenden Bowie. Weit weniger überzeugend wirkt die technische Seite: Dass es keinerlei Bonuscuts, Videoclips, Backstage-Impressionen oder gar ein Making-Of auf die DVD geschafft haben, wäre ja noch zu verschmerzen. Nicht mehr annehmbar ist allerdings bei einer aktuellen, von einem zehnköpfigen Kamerateam aus jedem Blickwinkel aufgezeichneten Produktion, wenn die Schärfe sich öfter nicht mehr im positiven Bereich befindet, Gesichter in Halbtotalen bereits konturschwach erscheinen, sich bei einer hohen Bewegungsstabilität auf Hintergründen oft Schliereffekte zeigen. Auch das von Langzeitkollaborateur Tony Visconti erstellte 5.1.-Klangbild entspricht nicht ganz dem aktuellen Stand: Die Bässe wirken gehemmt, Höhen könnten deutlich differenzierter sein, und die Trennung der Frequenzen scheint insgesamt zu wenig transparent.

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