Polo Montanez – Memona

Chan Chan bekommen europäische Touristen von den Hotelbands in Havanna tagtäglich um die Ohren geschlagen. Den von Kapitalisten produzierten Buena Vista Social Club allerdings kann man in Castros staatseigenen Tiendas nicht erwerben. Doch wozu Eulen nach Athen tragen? Statt Son hört man auf Kuba sowieso lieber Reggaeton und „Obsesion“. Ein Künstler allerdings wurde auf der Karibikinsel auch mit traditionellen Tönen populär: Fernando Sorrego Linares, Jahrgang 1955, konnte unter seinem Künstlernamen Polo Montanez eine kurze, aber kometenhafte Karriere verzeichnen. Sein Debüt Guajiro Natural verkaufte sich in Kolumbien 500.000 Mal. Der Liedermacher aus der Provinz Pinar del Rio war nicht nur alleiniger Autor seiner ebenso schlichten wie ergreifenden Songs, er besaß auch einen eigenen Stil – ländlich, aber offen für Einflüsse aus anderen Karibikstaaten. Den ersten Studiotermin im Jahre 1999 buchte für ihn Jose da Silva. Der Chef von Frankreichs renommiertem Worldmusic-Label Lusafrica hatte bereits die kapverdische Diva Cesaria Evora zum Star gemacht und betreut mit Ex-Zap-Mama Sally Nyolo und Cubanito 20.02 (Havannas Lokalmatadoren in Sachen Reggae-Rap) einen erlesenen Künstlerstamm. Bevor Montanez zu seiner ersten Europa-Tour aufbrechen konnte, erlag der Sänger am 26. November 2002 in Havanna den schweren Verletzungen, die er sich bei einem Autounfall zugezogen hatte. Der Verlust für Kubas Traditionsmusik war groß. Langsam reagiert auch die US-Salsa-Szene: Gilberto Santa Rosa, der schon diversen Komponisten aus Kuba zu zusätzlichen Tantiemen verhalf, übernahm auf seinem jüngsten Album Autentico zwei Titel aus Polos Feder.

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