Passage – The Forcefield Kids

David Bryant und das Bay-Area-Label Anticon, da haben sich zwei gefunden. Zuerst über Bryants inkommensurable Zusammenarbeit mit Telephone Jim Jesus und The Bomarr Monk alias Restiform Bodies. jetzt auf dem Debütalbum unter der Flagge von Passage. Wie will man sich einen vorstellen, der Tubeway Army, Joy Division, Geto Boys. Guided By Voices, Wu-TangClan, De La Soul und Orchestral Manceuvres In The Dark seine größten Einflüsse nennt? David Bryant ist zu sehr Nerd, um sich einem geordneten, an den Vorläufern geerdeten Entwurf zu verschreiben. In seinen collagenhaften Tracks schnarren die letzten Stimmen der Geister, die er selbst gerufen, immer und immer wieder, alte Schulgespenster, mittelalte New-Wave-Kobolde, nicht eben nagelneue Beatboxes hier und dort noch einmal gefiltert, verzerrt, abgeschnitten und durch selbst gebastelte Höllenmaschinen gejagt. Ein paarmal haben sich die Dinge aber wunderbar gefügt: „The Unstrung Harp“ (bereits auf dem gleichnamigen Anticon-Label-Sampler vertreten – ein Trauermarsch aus dem Himmelreich, „The Kareoki (Sp?) Kiss Ass“ – Heimwerkers unwiderstehliche Hitstunde. Bryant ist ein Bilderbuch-Nerd, der sich voller Verzweiflung und mit dunkler Ironie auf seine Themen stürzt: „White Boys Ain’t Got No Slave Song, So We Invented Radiation“, the Facefield Kids erfreut mit einer Ansammlung derangierter Synthie-Pop-Tapes, die man ein paar Rappern in die Hand gegeben hat, so nach dem Motto: hier macht mal! Es ist nur einer, aber er rappt für drei. Er ist der Shouter aus den wilden Träumen des Beck Hansen, er hat die Geschichte von der Oma mit den abben Beinen für uns aufbewahrt. Er hat die Post-Kinderzimmer-Paranoia, die im aufgeblasenen Ich zerplatzt.

Wordup: „I’m Absolutely The Most Important Man In The World/And My Fucking Kids Will Play Two Sports Apiece/Old Aunt Mary With Purple Feet“ (aus „Old Aunt Mary“).

www.anticon.com