Travis :: Singles DVD

Mal gesetzt den Fall, man findet grundsätzlich Gefallen daran, sich von Leuten ihre lustigen Heimvideos vorführen und Insider-Witze erzählen zu lassen, dann gibt es sicherlich Leute, von denen man sich lieber lustige Heimvideos vorführen und Insider-Witze erzählen ließe als von anderen. Das hängt einmal davon ab. wie witzig diese Leute sind und dann – ganz wichtig – ob man sie mag. Beides extrem subjektive Parameter, klar, denn lustige-Heimvideos-Schauen und Insider-Witze-Anhören ist eine intime Angelegenheit, das geht nicht einfach so mit jedem. Wer die fast unverschämt mögbaren Travis mag, für den und die hätten wir da was. Travis‘ Retrospektive-DVD SINGLES istunter uns. Leute-ein so vorzügliches Vergnügen, dass man sie in den Mund nehmen und lutschen möchte. Da ist einmal der repräsentative Teil, die chronologische Zusammenstellung der mehr oder weniger großartigen Videoclips zu allen ihren bislang 17 mehr oder weniger großartigen Singles. Nicht vertreten: Der notorische Band-vor-Backsteinwand-spielt-Lied-08/15-Clip. Den haben Travis nämlich nie gemacht. Dafür: 17 Kurzfilme, die alle immer irgendeinen originellen Dreh haben, von niedlich, witzig, kryptisch, herzwärmend, ernst bis abgründig, manchmal alles gleichzeitig. Das Spektrum geht vom doch recht beklemmenden Film zu „Re-Offender‘, wenn man es gar nicht mehr mitansehen mag, wie sich die vier gegenseitig grün und blau schlagen, bis hin zur sensationell nihilistischen Essensschlacht (der Tintenfisch!! in „Sing“. Eine staunenswerte Reprise erfuhr dieser Clip beim Auftritt bei „Top Of The Pops“ 2001, dankenswerterweise hier ebenso enthalten wie der vermutlich erste TV-Auftritt der noch sichtlich grünschnäbeligen Vier, 1996 in Jools Hollands famoser „Later‘-Show mit „All I Wanna Do Is Rock“. Und dann sind da die Extras – die angedrohten Heimvideos und Insider-Witze. Möchte man das sehen, wie Fran Healy für die Wackelkamera eine Führung durch die Abbey Road Studios macht und sich dabei Groteskes aus den Fingern saugt? Oder wie Andy Dunlop und Freunde im Tourbus mit trunkener Inbrunst Hardrocklieder röhren? Ja, bitte? Dann will man wohl erst recht die Audio-Kommentare hören, die es zu den Videoclips anzuwählen gibt und in denen die Band, mühsam um Professionalität ringend, aus dem Off gackernd Informatives, Abstruses und Privates zum Besten gibt. Wie gesagt: ein köstliches Vergnügen. Travis-Nichtmöger werden’s nicht verstehen. Wer spendet ihnen Trost?