Peter Brötzmann – 14 Love Poems Plus 10 More
Wie oft hat er schon den Jazz gegen die Wand gespielt? Bis alles mit einem infernalischen Getöse auseinander brach, die Einzelteile wie gefährliche Wurfgeschosse durch den Raum flogen. Doch Peter Brötzmann war an seinem Saxofon nicht nur Europas berühmtester, kompromissloser Kaputtspieler. Er stand musikalisch immer auch mit einem Bein in den USA und geistig an der Seite Albert Aylers. Dessen gewaltiger, gefühlserregender Sound besaß eine blueshafte Spiritualität und Expre5sivität, von der Brötzmann sich gerade in den Achtzigern einfangen ließ. In dieser Zeit, 1984, entstand mit u LOVE POEMS ein Soloalbum, das geprägt ist von den zwei Seelen in Brötzmanns Brust. Bis auf „Lonely Woman „von Ornette Coleman stammten die Tracks allesamt von Brötzmann, lieferte er an den verschiedenen Saxofon- und KUrinettenmodellen seine ganze brennende Kunst ab. Glücklicherweise wurden aber noch weitere zehn Tracks aufgenommen, die nun erstmals veröffentlich worden sind und das Original abrunden. Und diese zehn neuen Kapitel sind nur eine weitere Bestätigung, dass Brötzmann über eine unerschöpfliche Fantasie und unendliche Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Aus der abstrakten Direktheit entwickelt er dämonische Klagelieder, die er fast wie nach einem Stammesritual leise entschweben lässt. Dann wieder strafft er die Zügel, improvisiert er sich in eine Raubeinigkeit. Doch überall herrscht eine erstaunliche Vertrautheit – weil die schüchternen Klezmer-Anklänge und dunklen, verwirbelten Hymnen jene notwendigen Traditionsbezüge sind, um mit ihnen die musikalische Zukunft so gestalten zu können.
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