A Perfect Circle – eMOTIVe
Die Stimme des Volkes kippt schnell. Wo heute noch die Skeptiker mahnen, tobt morgen womöglich der Pöbel. Mit dem Problem, dass Kritik in Affirmation münden kann, muss sich die Friedensbewegung schon lange auseinander setzen. Dass auf Anti-Kriegs-Demos zwischen geifernden Amerikafeinden und Späthippies auch Neonazis ihr kahl rasiertes Haupt an die Luft reckten, war kein Zufall. Was die Debatte um Bush-Regierung und Irak-Krieg anbelangt, sind A Perfect Circle glücklicherweise vor solchen Entgleisungen gefeit: Die fünf Musiker leben nicht in Deutschland. Ihr Beitrag zum US-Wahlkampf ist dementsprechend besonnen ausgefallen. Auf der Homepage rief die Band ihre Fanseinfach nurdazu auf, wählen zu gehen. Auf dem aktuellen Album schildert sie die Schrecken des Krieges und zielt damit ohnehin in eine ganz bestimmte Richtung. Zehn Coverversionen, darunter Protestsongs von Joni Mitchell, Black Flag und Marvin Gaye, und zwei Eigenkompositionen regen an zur Reflexion über das Unheil in der Welt. Das ist nicht sonderlich originell, aber auch nicht peinlich. Natürlich atmet jeder Track den A-Perfect-Circle-Geist – ein Gemisch aus Larmoyanz. Härte, Düsternis und metallenem Kitsch. Mitunter glückt es, diese Schablone überzustülpen wie etwa auf „Annihilation , im Original von den Punkrackern Crucifix. Da flüstert und haucht, rattert und zischt Maynard James Keenan wie Mike Patton in seinen besten Momenten. Einige Songs jedoch setzt der übereifrige Frontmann in den Sand. Depeche Modes „People Are People“ klingt wie der Schulbubenstreich einer Rammstein-Coverband. Das Konzept des Albums ist schon in Ordnung – vielleicht hätten A Perfect Circle nur ihr musikalisches Genre nicht verlassen sollen.
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