Razorlight – Up All Night
Man muss die eigene Legende schon mitliefern, wenn man sein erstes Album veröffentlicht. Ein Sänger/Gitarrist (Johnny Borrell), der früher mal Junkie gewesen ist (in einem Alter, in dem andere ihr erstes Bier noch vor sich haben) und Bass bei den Libertines gespielt hat, bevor diese everybody ’s darling wurden. Ein Debütalbum, das zwei Produzenten verbraucht hat (Steve Lillywhite, lohn Cornfield). Ein Schlagzeuger (Christian Smith-Pancorvo), der nach den Aufnahmen ausgestiegen ist (wegen Nervenaufreibung, Nachfolger: Andy Burrows). Das und Björn AgTen (Gitarre, Gesang) und Bassist Carl Dalemo sind Razorlight, deren Debüt UP ALL NICHT für mittlere Aufrühre sorgte, als es (bereits im Sommer) in England erschienen ist. up all Night hat ein kleines Problem. Die Qualität der Songs fadet ganz langsam von ziemlich belanglos (Track 1 „Leave Me Alone“) bis zu hervorragend (Track 15 „Fall, Fall, Fall“). Nicht unbedingt der cleverste Marketingtrick, ein Album mit den „schlechten“ Songs beginnen zu lassen, was? Wie zum Beispiel „Rock’n‘ Roll Lies“, das vor Klischees nur so trieft (vom Titel, über das ewige Schrammeiintro bis zum pseudo-coolen Gesang). Bei Song 4, „Up All Night“, geht das Album richtig los, da wird es zum manischen Neo-Rock’n’Roller, bei dem du gerne Velvet Underground, den glamrockigen David Bowie, Television und, ja gut, auch The Strokes heraushören darfst. „Rip It Up“ ist jetzt schon ein verdammter Indie-Hit, „Dalston“ der beste Anti-Drogen-Song der letzten Abrechnungszeiträume, und „Golden Touch“ verhält sich zu den „Golden Brown“-Stranglers wie die „Golden Brown“-Stranglers zu den Beatles. Dabei muss man Borrells vokale Manierismen zwischen T. Rex und (et schon mögen, um Razorlight genießen zu können. In ihrem Bemühen zwischen lässig wirkender Präzision und „Authentizität“ sind Razorlight vielleicht die richtige Band für alle, denen The Strokes zu perfekt und The Libertines zu „kaputt“ sind.
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