Natasha Bedingfield – Unwritten
Die kleine Schwester von Daniel zeigt, wie das geht. Natasha Bedingfield hat den klassischen Look einer vielleicht echten, vielleicht gefälschten Blondine mit Schmollmund und fein ziselierten Wangen. Trotzdem gehört sie nicht zur Gilde geistloser Pseudo-Britneys und Möchtegern-Kylies. Den Beweis legt sie hier nach 15 Sekunden ab. An dieser Stelle gerät der Rhythmus von „These Words regelrecht ins Stottern. Nur die allerbegnadetsten Tänzer werden das schadlos überstehen. In einer traditionellen Flieliband-Hitfabrik wäre diese Stelle sofort im Papierkorb gelandet hätte überhaupt einer die Idee dazu gehabt. So aber haben wir es mit einem klassischen „Hook“ in einem klassischen Popsong zu tun. „These Words“ schafft zudem das Kunststück, gleichzeitig simples, aufrichtiges Liebeslied und unmissverständliche Unabhängigkeitserklärung zu sein. Der Rest des Albums ist auch nicht ohne. Bedingfield legt eine unbekümmerte ELsternmentalität an den Tag, die an Nelly Furtado erinnert. „Singles“, die Ode ans Single-Sein, fährt mit knackigem HipHop-Groove in die Beine, „Im A Bomb“ gemahnt an Pink, „Unwritten“ ist eine samtene Rn’B-Ballade mit Selbstverwirklichungsbotschaft, „If You’re Gonna …“ ist munterer Electro-Punk, „Drop Me In The Middle“ enthält einen Rap von 012-Mitglied Bizarre, undsoweiterundsofort. Das widerspiegle einfach die Musik, die in ihrer Umgebung im Londoner Multi-Kulti-Stadtteil Lewisham zu hören sei, sagt Bedingfield, und man nimmt es ihr ab. Die Liste von Co-Songschreibern ist eine Bank: Ex-Robbie-Mitstreiter Guy Chambers, Pat Leonard, Spike Dent, Diane Warren und Wade Robson haben ihre Finger im Spiel. Dass dieses frische, vergnügliche Album dennoch eigenständig wirkt, ist ein kleines Wunder. Und wer es wagt, so zu stottern wie in „These Words“, dürfte eh nicht so schnell im Sumpf der Massenware versinken.
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