Berlin Digital – A Guide Through The Electronic Music Scene DVD
Das Berliner U-Bahn-System. Dort, wo das Leben pulsiert, kreuzen sich die Linien, in Knotenpunkten wie Mitte. Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg. Ein nett animierter Pausenfüller fügt die 21 Kurzkapitel dieses GUIDE THROUGH THE ELECTRONIC MUSIC SCENE zusammen. Doch er kann noch mehr. Er steht gleichsam dafür, dass und wie eng die Bestandteile der Szene verknüpft sind – geografisch. weil sie fast ausschließlich auf die oben genannten Bezirke begrenzt ist, auf jene vor allem im Osten, in denen die Wende günstigen Raum zur Miete frei gab – für Clubs, Büros, Studios und Redaktionen. Eng verknüpft sind die vielen Kontakte der E-Szene aber auch, weil sich die Protagonisten alle Nase lang begegnen, Ideen austauschen, zusammen arbeiten. Was neue Formen, Projekte und Labels schafft = neuen Reichtum. Diese DVD-Dokumentation, die sich mit 175 Minuten nur auf den ersten Blick viel Zeit nimmt für das hoch gesteckte Ziel, diesen Reichtum abzubilden, zeigt die Berliner Elektronikszene in Momentaufnahmen, die nicht einem festen Dokumentationsmuster gehorchen. Das macht die ungezwungenen, wenn auch durch die stetige Beatberieselung auf Flow getrimmten und mit vielen Schnitten aufbereiteten Interviews ebenso informativ wie unterhaltsam. Obwohl die Dokumentation keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und schon gar keinen essayistischen Leuchtturmblick auf die Szene werfen möchte, erhält man doch einen guten Gesamteindruck. Von Menschen, die sich für progressive Musik interessieren und sich mit großer Energie dafür einsetzen. Die deshalb auch nicht Gefahr laufen, Opfer von Zeitgeistwenden oder Vereinnahmungsbegierden der großen Unterhaltungskonzerne zu werden. Denn: Was Konsumenten gerade als Moden wahrnehmen, ist für veränderungswütige Kreative ohnehin meist nur noch Schnee von gestern. Und die strikt kommerziell orientierte Schaffung kultureller Werte bleibt für diese Macher. Könner und Probierer sowieso das Feindbild Nummer eins.
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