Elvis Presley – Elvis At Sun
2004 geht gleich in zweifacher Hinsicht als signifikantes Jahr in die Elvis-Annalen ein: Erstens erschien das Debüt der 1977 verstorbenen Legende vor genau 50 Jahren, zweitens verlieren alle Aufnahmen des Jahres 1954 ihre ursprünglichen Urheberrechte – ein Umstand, über den sich bei Verabschiedung des Gesetzes vor Jahren wohl keiner der Beteiligten so recht Gedanken machte: Allgemein wurde Popmusik als Zeiterscheinung betrachtet. Als am 5. Juli 1954 Elvis Presley mit Gitarrist Scotty Moore und Bassist Bill Black in den Sun Studios von Sam Phillips in Memphis seine erste Single aufnahm, dachte auch der Ex-Lastwagenfahrer vom lokalen Kinopalast nicht im Traum daran, als Profi ins Showgeschäft zu wechseln. Doch die ganz ohne Schlagzeug eingespielte Coverversion von Arthur Crudups „That’s Allright, Mama“ sowie der modifizierte Country-Hillbilly-Bluegrass-Song „Blue Moon Of Kentucky“ auf der B-Seite sollten den Lauf der Musikgeschichte verändern. Anfang der Fünfziger adaptierten unabhängig voneinander diverse lokale Musikergrößen der rassistischen Südstaaten den schwarzen Blues und passten ihn weißen Hörgewohnheiten an: Die Fusion von schwarzer und weißer „Volksmusik“ sollte kurze Zeit später als Rock’n’Roll um die Welt gehen – Urheber dieser musikalischen Revolution war Elvis mitnichten. Dennoch etabliert und verbreitet er das neue Genre wie ein manischer Prediger. Im heimischen Memphis avanciert die Debütsingle zum Verkaufserfolg. Elvis bekommt einen Plattenvertrag mit Sun Records, Auftritte im ganzen Süden folgen, und die Erfolgslawine nimmt ihren Lauf. Bevor der etwas zwielichtige Geschäftsmann Colonel Parker auf Elvis aufmerksam wird und den naiven, blauäugigen Helden der Stunde für ein hübsches Sümmchen an den Major RCA verscherbelt und bis zu seinem frühen Tod oft zweifelhaft dessen Karrieregeschicke lenkt, entstehen neue Aufnahmen im Sun-Studio: „Good Rocking Tonight / I Don’t Care If The Sun Don’t Shine“, „Milkcow Blues Boogie/You’re A Heartbreaker“, „l’m Left, You’re Right, She’s Gone / Baby Let’s Play House“ und „I Forgot To Remember To Forget / Mystery Train – alle mit diesem unbeschreibbar frischen Sound. Insgesamt nimmt Presley fünf Singles und diverse weitere Songs bei Sun auf, bevor er zu RCA wechselt. In fünf Jahrzehnten wurden diese essenziellen Aufnahmen schon unzählige Mate neu verpackt und auf den Markt gebracht – zuletzt mit 50s MASTER und SUNRISE. Das von Nachlassverwalter Ernst Jorgensen überwachte ELVIS AT SUN enthält jene 19 Klassiker, die den Mythos begründeten, und beschert ein gänzlich neues KlanggefühL Allein für die Restauration des unverwüstlichen „Milkcow Blues Boogie“ wurden Dutzende alter Singles aus diversen Sammlungen digital zusammengeschnitten – eine Filigranarbeit, die sich gelohnt hat.
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