Amy Winehouse :: Frank
Viel versprechend: nach Joss Stone ein weiteres britisches Soul-Talent.
Schon die ersten Noten, die die 20-jährige Lady vom Stapel lässt, schaffen pure Wonne und die beruhigende Erkenntnis, dass wir es hierweder mit einer aseptischen R’n’B-Puppe noch mit einer zickigen Notensportlerin zu tun haben. Amy Winehouse ist ein Mensch aus Fleisch und Blut – und hört sich auch so an. Fast klingt das Intro zum Album-Opener „Stronger Than Me“ wie ein Ella-Fitzgerald-Sample: Scatgesang reinsten Wassers. Wenn dann der mit Vinyl-Knacksen unterlegte Midtempo-Groove einsetzt und Winehouse zu sparsam gesetzen Gitarrenakkorden die ersten Zeilen singt, weiß der Hörer: Hier geht was! Hip-Hop-Ästethik trifft auf Jazz-geschultes Handwerk, urbane Gewandtheit auf musikalisches Traditionsbewusstsein. Mal lässt Amy ihre kraftvolle Stimme ins Kindliche kippen, mal geifert sie wie eine alte Marktvettel, mal sirent sie wie die nackte Lust, mal segelt sie lasziv-lässig durch komplizierteste Jazzharmonien. Aufgewachsen ist das Ausnahmetalent im Melting Pot London, wo Gegensätzlichstes aufeinander prallt: Bowler-Gentlemen vs. Rap Posse, karibische Leichtigkeit trifft auf asiatischen Gleichmut, frank wurde federführend betreut von Leuten wie Salaam Remi (Kurtis Blow, Fugees, Toni Braxton), Commissioner Gordon ILauryn Hill, Mary J. Blige. Santana) und dem Gitarristen Jimmy Hogarth (Bond, Grönemeyer], allesamt Männer aus dem quirligen HipHopund Elektronica-Umfeld. Umso erstaunlicher die stilistische Geschlossenheit und bei aller Raffinesse in der Produktion – geradezu altmodische Autorität, die FRANK in seinen 15 Songsausstrahlt. Ein Grund dafür: Amy Winehouse verantwortet den größten Teil des Albums als Co-Autorin mit. Weitere Gründe finden sich im Booklet der CD, wo sie sich ausdrücklich vor ihren Helden verneigt, u.a. Count Basie, Louis Jordan, Thelonious Monk, Sarah Vaughn, aber auch den Beastie Boys und Salt N‘ Pepa. Wenn es hier überhaupt etwas zu kritiseren gibt, dann dass Amy Winehouse hin und wieder aus lauter Freude am eigenen Können ein wenig zu dick aufträgt – wer könnte es ihr übel nehmen?
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