Slut – All We Need is Silence
Der Druck kommt nicht von außen. Im Gegenteil: LOOKBOOK, das elegische, opulente Grande-Pop-Bekenntnis der Ingolstädter Schlossherren von 2000. gilt vielen immer noch als ihr Meisterwerk. Und doch hat sich seit dem damaligen Schlichten und Schönen bei den bescheidenen und erdverbundenen Jungs die Erkenntnis durchgesetzt, der eigene Gitarrenrockpop indiescher Prägung müsse fortan möglichst schnörkellos gehalten werden – der Schmuck, das sind allem die Melodien, die Chris Neuburger singt, weit weg von exaltiert, und die er und seine Freunde mit nur wenigen Noten inzwischen fast in Cure’scher Einfalt und Spieluhren-Pracht zupfen. Der Druck, er kommt von innen, er kommt von ihnen. Slut versuchen ihn nach dem bereits von allen Speckrändern befreiten Vorgänger nothing will go wrong auf ALL we NEED IS silence in 37 Minuten in zehn Zwei-Gitarren-plus-Bass-plus-Schlagzeug-plus-Gesang-und-sonst-garnichts-Songs zu kanalisieren. „Schlicht“ ist das gute und das böse Wort, das einem dabei immer wieder ins Gedächtnis springt, wenn Bassgitarre und Schlagzeug Hand in Hand schnurstracks über Trampelpfade von Lichtung zu Lichtung galoppieren. Schlicht sind die von Entschlossenheit und Melancholie zeugenden Riffs, die mit breiten Beinen und hängenden Köpfen schon so viele vor Slut zu öffentlichen Aufführungen gebracht haben, bei denen ein jeder Zuhörer immer auch für sich allein mit seiner Liebe für sich selbst bleibt. Schlicht sind Chris gerade Töne. Und die Harmoniewechsel, die nie Oha!, sondern nur Schlussfolgerung, Vorhang und Bestätigung sein wollen. Doch es kommen noch so viele Tage, da ist das genau richtig und genug.
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