Radio 4 – Stealing Of A Nation

Benannt haben sich Radio A nach einem Song von Public Image Ltd., der Titel ihres dritten Albums ist Jacob Millers Reggae-Hit „Healing Of A Nation“ von 1979 entlehnt – und natürlich ein Verweis auf die Wahl des gegenwartigen US-Präsidenten, bei der es bekanntlich nicht wirklich mit rechten Dingen zugegangen ist. STEALING OF A NATION ist der offen eklektische Versuch, die Wut desPunkmitder hedonistischen Euphorie des Dance zu versöhnen. Die Kompositionen würden auch einer modernen Punk-Band gut zu Gesicht stehen. Mit dem Unterschied, dass hier der Beat herrscht, mal als federnder Off-Beat, mal als verspielter Bossa Nova, mal als Dub, mal als blubbernder House. Aber immer dominant, stringent. treibend und damit tatsächlich tanzbar. Dabei beansprucht das Trio aus Brooklyn, für das „neue“ New York zu stehen – eine Stadt also, die nicht nurvon den Anschlägen des 11. September erschüttert wurde, sondern auch noch mit einem Bürgermeister gestraft ist. der den Hunden das Bellen, den Clubbern das Tanzen und den Rauchern das Rauchen verbieten will. Die künstlerische Notwendigkeit einer Band wie Radio 4 liegt auf der Hand, das Ergebnis aber lässt dennoch zu wünschen übrig für alle, die neben dem Abtanzen noch etwas zum Mitsummen haben möchten. Mag sein, dass sich US-Amerikaner über die politischen Texte freuen, das europäische Ohr aber erwartet entschiedenes Songwriting. Vergeblich. STEALING OF A Nation euphorisiert nicht, macht nicht einmal wütend. Sondern langweilt spätestens nach dem vierten Song, der in Gestus, Sound und Botschaft ganz genauso klingt wie die ersten drei und, ach, auch die nächsten acht.