Hot Water Music – The New What Next

Klein, spindeldürr, mit riesiger Brille und einer der beeindruckendsten Röhren des Rock’n’Roll gesegnet – das ist Chris Wollard. In seinem Gesang halten sich Schwermut und Wut die Waage, er fleht, fordert, leidet und triumphiert, oft alles zusammen im selben Song. Doch Hot Water Music, die Ausnahmeband aus Gainesville. Florida, hat zwei Sänger/Gitarristen, Wollards Kollege Chuck Ragan steht seinem Co-Frontmann stimmlich in nichts nach. Ragans Organ ist nicht ganz so kratzig und zerklüftet, aber genauso machtvoll, melancholisch und bissig. Neben diesen beiden Blut-und-Eisen-Shoutern halten Hot Water Music freilich jede Menge weiterer Trümpfe in der Hand, Trommler George Rebelo und Basser Jason Black etwa haben beide eine solide Jazz-Ausbildung genossen, virtuos verpassen sie dem schwer rockenden Emo Core von Hot Water Music seine eigene spielerische Eleganz. Waren die fünf vorangegangenen Alben meist krachend harte Gefühls-Eruptionen, ist the NEW whatnext entschieden atmosphärischer ausgefallen. Das Material ist langsamer, dafür akzentuierter, was seine Doppelkopfigkeit noch deutlicher aufscheinen lässt. Alle zwölf Songs oszillieren zwischen halsbrecherischer Provokation und unfassbarer Melancholie. Damit wird das Album zum Grower, wie er im Buche steht, auch das hundertste Hören offenbart neue emotionale Tiefen. Kurz: ein Klassiker des Emo.