Spring Heel Jack – Sweetness Of the water
Wadada Leo Smith lässt dicke Trompeten-Blasen aufsteigen und zerplatzen. Während John Edwards Bass Wellen schlägt und Evan Parker am Sopransaxofon für ein beunruhigendes Farbenspiel sorgt. Solche Assoziationen sind angesichts des Albumtitels the sweetness OF the water durchaus möglich. Doch Spring Heel Jack wäre nicht ein atemberaubendes Experimentalkollektiv, wenn es sich nur in solchen lautmalerischen Versuchsanordnungen ergehen würde. Und deshalb ist auch dieses vierte Zusammentreffen von sechs amerikanisch-britischen Vertretern der freien Jazz-Grundhaltung voller Doppelbödigkeiten. In unterschiedlichen Kombinationen, vom Duo bis eben zum Sextett, werfen sie ihre Netze aus. um die Zentrifugalkräfte des Jazz halbwegs zu fassen. Hauptschlagader dieses nie die dynamischen Grenzwerte ausreizenden Prozesses bildet das Trompetenspiel des Urgesteins Wadada Leo Smith, dem man die Reife und nicht das Alter anhört. Auch wenn Smith sich in den glutheißen Fusion-Regionen aufhält, die Miles Davis einmal mehr zitieren, ist der Retro-Sound hier nur der erste Schritt auf unwegsamen Gelände, das viel mehr zu bieten hat. Erstaunlich ist dabei vor allem der hierfür gewählte Aufnahme-Sound, der an die Zusammenarbeiten von Smith und Evan Parker beim ECM-Label erinnert. Und der nun für fast romantische Stromstöße sorgt, die so spontan wirken, wie sie von dem Sextett mit all seiner Meisterschaft geplant waren.
Mehr News und Stories