Feist – Let lt Die
Wenn man Miss Feist so singen hört, das Timbre rauchzart, die Stimme ganz Melodie, die Hingabe bare Münze, dann verlässt einen schnell der Wunsch, sich mit ihrer Musik in Form einer Kritik auseinander zu setzen. Besser also: Das funzelige Kritikerlichtlein im Oberstübchen ausschalten und sich von Feist entführen lassen an ein schattiges Plätzchen, draußen neben einen an Radlern armen, stillen Nebenweg einer öffentlichen Grünanlage. Dort kann sie dann erzählen von damals, als sie mit ihrer Punkband als Ramones-Support spielte und ihr mit 19 ausgerechnet auf ihrer ersten Tour plötzlich die Stimme wegblieb. Diese, längst wiedergekehrt, kommt einem nicht von ungefähr bekannt vor. Sie war schon im Chor mit den Landsleuten Peaches, Mocky und Gonzales zu hören, auch auf dem famosen Debüt von Broken Social Scene und auf der Zweiten der Kings Of Convenience. Wenn ein Lied schön ist und rund und weich, dann ist Feist die erste Wahl. Und das berücksichtigt sie auch als Komponistin eigener Stücke, die mit leisem und doch festem Schritt hinübertänzeln vom rosafarbenen Neo-Chanson zum minimalen Elektropop, eine Pirouette zum Kleinkunstlied drehend, stampfen und klatschen zum Swing, der in ihrem leichten Folk wohnt, den Kopf dann neigen zu einer Ballade wie „Lonely Lonely“, in der eine akustische Gitarre, Vibraphon und Feist summen im langsamen, feinen Reigen aus raren, wertvollen Tönen. Dass nach dem ersten Durchlauf von let IT die vor allem das charmante Bee-Gees-Cover „Inside Out“ in der Sofaritze der Erinnerungen hängen bleibt, liegt vielleicht daran, dass Feists Lieder keinen zwingen mögen. Oder aber daran, dass das Lichtlein im Oberstübchen immer noch zu dolle funzelt.
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