Devo – The Complete Truth About De-Evolution + Live 2 DVDs
Sie waren mindestens so dilettantisch wie genial: fünf Nerds aus Akron, Ohio, die mit schrulliger Musik, futuristischen Outfits und visionären Low-Budget-Videos die Musikwelt der späten 70er auf den Kopf stellten – und doch an ihrer eigenen Naivität und Unbedarftheit scheiterten. Denn für Idealismus und Kunst ist im Musikgeschäft wenig Platz, und das mussten Devo am eigenen Leib erfahren. Sie waren zu progressiv, zu frech und schlichtweg zu anders. Sie visualisierten ihre Musik, als MTV noch nicht geboren war, sie ersetzten fehlende finanzielle Mittel – wie heute wieder üblich – durch ausgefallene Ideen: verrückte Pseudo-Uniformen, klobige Hüte, witzige Gesellschafts-, Rockstar- und Musikbiz-Kritik, untermalt mit nicht minder anarchischen Synthi-Pop-Songs. Die hörten nicht nur auf vielsagende Titel wie „Jocko Homo“, Peek-A-Boo und „Post Post-Modern Man“, sondern erwiesen sich als nervöse New-Wave-Traktate, die Anfang der 80er jedoch zusehends in melodischen Pop übergingen. Nachzuerleben in 18 Videoclips, die streckenweise so schlecht sind, dass man in hysterisches Lachen verfällt. Oderdie so schrill, so bunt, so überzogen sind, dass das Hingucken beinahe weh tut. Genau wie die Coverversion von „Satisfaction“ (Rolling Stones] und das anstrengende Bonus-Materal, das frühe Auftritte von ’72, ’77 und ’80 enthält. Grotesk, aber genial. Ganz anders die zweite DVD, die sich als Konzertmitschnitt der ’96er Lollapalooza-Tour erweist. Eine 55minütige Comeback-Show, die die Gebrüder Mothersbaugh und Casale zwar merklich älter und rundlicher zeigt, aber auch als viel bessere Musiker. Das „Greatest Hits‘-Programm mit Gassenhauern wie „Whip It“, „Girl U Want“ und „Mongoloid“ ist so grandios, dass man sich instinktiv fragt, warum die Elektro-Pioniere danach nicht weitergemacht haben. Die Welt braucht Devo!
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