Das Weeth Experience – The Accentric Sounds Of Das Weeth Experience

Hamburg postrockt: Wenn's dir wieder dreckig geht, dann hör die Platte von dem Weeth.

Hamburg ist eine Bank, mal blöd gesagt. In Hamburg gibt’s die besten Indierockund -pop-Bands und immer noch die besten Rapper der Republik. Und dazwischen noch ganz viele schwerer einzuordnende Tolle wie Das Weeth Experience. Von dem Trio um Gitarrenhalbgott Christof Jessen durfte man mit Fug und Recht annehmen, es gebe sie schon gar nicht mehr, so lange hat man nichts mehrvon ihnen gehört. Jetzt ist aber plötzlich ihr viertes Album fertig, das erste seit aural scenic drive von 1999. Aber weil die Musik von Weeth (sprich: „Weht“, nicht etwa englisch „Wiiith“ oder so] im besten Sinne zeitlos ist, tut das mit dem halben Jahrzehnt ja kaum was zur Sache. Schön ist, dass sie wieder da sind mit ihren warmen, melancholisch-moll-geneigten, gemächlich schlurfenden und mächtig grollenden Slowcore/Jazz/Experimental/Wüstenrock-Elegien, die auf The accentric sounds … so gut klingen wie nie zuvor. Daran mag Allesmann Tobias Levin (Tocotronic, Kante, Surrogat etc.] Anteil haben, in dessen Produktion jeder Twang, jedes Feedback-Aufheulen, jedes mächtige Braten, jedes Knacken und jeder Knarz von Jessens melodischen, dann wieder eckigexperimentellen Ausbrüchen und Wanderungen feist und akzentuiert klingt, feist und glasklar schwingt, im Raum steht wie aus der Luft herausgemeißelt. Dabei geht der Platte – die in zehn kurzen Tagen entstand – nie das Flair und der Charme des live Eingespielten ab. Im Vordergrund, plastisch, greifbar, steht der Sound der Gitarre-Bass-Drums-Dreierbesetzung um Jessens lakonische Stimme zwischen Steve Malkmus und Joey Burns, im Gebälk aber säuseln, flirren und brummen immerwieder spukige Synthesizersounds, oder es gesellt sich zu großartigem Effekt ein majestätisches Piano dazu, wie auf dem tollen, pavement/lambchopigen „Mind The Gap“. Und man soll ja nicht wieder damit anfangen, aber wenn NeilYoung mal sein Greendale Greendale sein liefle und endlich mal wieder einen Song wie „Rusty Stars“ machen würde … könnte er es glatt mit Hamburg aufnehmen.